Geography Reference
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Spiel wahrgenommen werden, wie Kommentare auf Facebook oder in digitalen
Karten. Insbesondere im letzten Fall kommt es zu einer bemerkenswerten räum-
lichen Inversion, die bezeichnend ist für die Nutzung pervasiver Technologie, in
denen die Orte des Außenraums in die Simulation einbezogen werden. Dies liegt
z. B. im Falle des sogenannten Geocachings vor, wo die Daten eines GPS-Geräts
die physischen Fundorte eines Versteckspiels anzeigen. Oder wenn das Simula-
tionsbild mit der Repräsentation des Bildaußenraums überlagert wird, also im
Falle des Realitätszuwachses, d. h. der ‚Augmented Reality', wo ortspezifische
Informationen den im Bild dargestellten Außenraum auf dem Display des Han-
dys überlagern, etwa für die Fußgängernavigation oder zu touristischen Zwe-
cken. Im Sinne der doppelten Räumlichkeit von technischem Medium und medi-
aler Form analysiert, bedeutet das, dass der mobile Datenträger Informationen
über seine Lokalität von einem festen Ort bezieht, der (mit Ausnahme des Hin-
weises auf den Datenprovider) weitgehend unberücksichtigt bleibt. Diese Daten
werden dann auf medialer Ebene als (temporär) feste Eintragungen im Bildrah-
men des Displays auf den darunter beweglich dargestellten Außenraum proji-
ziert. Räumliche Medialität und Raum des Mediums verhalten sich hierbei also
geradezu spiegelbildlich.
Eine raumbezogene Analyse der Mediengeschichte hat dann einen analyti-
schen Vorteil, wenn sie die Komplexität von Medienprozessen auf mindestens
zwei Ebenen beschreibt: Einmal auf der Ebene des Informationsträgers und ein-
mal auf der Ebene der medialen Form. Hiermit lässt sich nicht nur zeigen, wann
und wie Umbrüche in der Kulturgeschichte sich im Bereich des Medialen aus-
drücken oder manifestieren, sondern auch, ob es sich bei diesen Umbrüchen um
gänzlich neue Phänomene handelt. Denn, so mein Fazit, die räumliche Analyse
kann belegen, dass es sich bei Medienumbrüchen, neben einem Wechsel des
Mediums, in vielen Fällen - und hier hatte McLuhan recht - auch und vor allem
um eine Kombination bereits vorhandener medialer Formen handelt.
Literatur
Boehm, G. (Hrsg.) (1994): Was ist ein Bild? München: Wilhelm Fink Verlag
Boehm, G.(1994): Die Wiederkehr der Bilder. In: Boehm (Hrsg.) (1994): 11-38
Bolter, J. D. (2008): Sehen und Schreiben. In: Bruns/ Reichert (Hrsg.) (2008): 182-202
Bruns, K./ Reichert, R. (Hrsg.) (2008): Reader Neue Medien. Texte zur digitalen Kultur
und Kommunikation. Bielefeld: Transcript
Burch, N. (1981): Theory of Film Practice. Princeton: Princeton University Press
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