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der Raum der Medialität in seiner Doppelheit (der Raum der Bilderscheinung
zusammen mit dem Ort, der im Bild dargestellt wird.) Oder nochmals anders
gesagt: der ‚physische Raum' auf der einen Seite und der ‚virtuelle Raum' auf
der anderen.
Eine Veränderung, die viele Medien heute betrifft, und bei der davon ausge-
gangen werden kann, dass sie eine weitere Epochenschwelle der Kulturgeschich-
te definiert, ist die räumliche Mobilisierung nicht mehr nur der medialen For-
men, sondern des Mediums selbst, insbesondere als tragbare Computer. Doch
dass Datenträger mobil sein können, reicht, wie gezeigt, schon weit zurück und
betrifft Papyrusrollen oder Holztafeln ebenso wie Seekarten aus Pergament.
Auch Bewegtbilder (wie ausziehbare Panoramen) gab es in handlichen Forma-
ten, die somit als Medien transportiert werden konnten. Neu ist allerdings nicht,
dass eine Beweglichkeit von Bild-, Schrift- und auch Tonträgern gegeben ist,
sondern dass diese in einem Gerät verdichtet sind. Zu denken ist dabei neben
dem Notebook an das Handy, welches freilich heute auch ein Computer - und
das heißt: eine universelle Maschine − ist.
Mindestens zwei räumliche bemerkenswerte Umstände lassen den gegenwär-
tigen Umbruch auf Grundlage der Digitalisierung und Vernetzung im Vergleich
zu früheren Epochen besonders sein: Zum einen - auf der Ebene des Mediums −
die Konvergenz von Einzelmedien in einem tragbaren Apparat; zum anderen −
auf der Ebene der Medialität - eine hierzu gegenläufige Räumlichkeit, die sich
letztlich durch Immobilität auszeichnet. Das muss nicht kulturpessimistisch auf-
gefasst werden, in dem Sinne, dass der Mediennutzer stillgestellt oder paralysiert
würde, aber die neue Konfiguration ist gleichwohl die Voraussetzung für eine
solch kritische Diagnose der Ubiquität von Trägermedien und Information: Die
meisten Informationen werden nämlich nicht mehr dauerhaft im Medium gespei-
chert, sondern befinden sich an festen Speicherorten. Die eigentliche Bewegung
der Nutzer ist damit eine, die im Zugriff auf den Datenort erfolgt, auch wenn sie
sich (uneigentlich) zusammen mit dem mobilen Device leiblich im Raum bewe-
gen (oder auch still sitzend von einem Verkehrsmittel bewegt werden).
Dass sich der Datenzugriff nicht als eine Bewegung auf der Ebene des Medi-
ums, sondern als räumliche Bewegung auf der Ebene der Vermittlungsform
veranschlagen lässt, gründet darin, dass die Nutzer eben genau dieses Bewusst-
sein einer Bewegung haben und auch die Schnittstellen solcherart aufgebaut
sind. Verweise gibt es nämlich nicht nur als Verlinkungen innerhalb einer Webs-
ite auf andere Textabschnitte derselben Seite oder zwischen Datenbankeinträgen,
sondern auch als generellen Zugang zu diesen Informationsorten. Ladezeiten von
Websites etwa werden damit zu Vermittlungsweisen, welche die Übertragungs-
dauer und damit die Distanz veranschaulichen, welche die Datenpakete zurück-
legen müssen, die gegebenenfalls auch aufgrund von ‚Funklöchern' bei den
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