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dem Off ins ‚On' gezogen wurde und wieder im ‚Off' verschwand. Zootrope
wiederum nehmen die Bewegungen der Bildobjekte im festen Bildausschnitt
vorweg.
Das Filmbild ist als Kombination medialer Formen gleichwohl als ein Ein-
schnitt in der Kulturgeschichte zu werten, der sich mit der Einführung der
Druckerpresse vergleichen lässt: Wie die Typen der gutenbergschen Druckma-
schinerie, welche die Raumbewegung der Buchstaben (die die Schrift in ihrer
Medialität je schon hatte) auf der Ebene des technischen Mediums (durch die
beweglichen Drucktypen) nachholt, so wird mit dem Filmbild die Möglichkeit
der flachen und der tiefen Darstellung auf die Ebene des Filmstreifens gezogen:
‚Tief' wäre nach wie vor der Raumeindruck jedes Einzelbildes auf dem Film-
streifen, - ‚flach' (oder linear) ist nun aber die Möglichkeit, die Einzelraumdar-
stellungen zu kombinieren oder den Bildausschnitt im Kameraschwenk zu variie-
ren. Nicht nur der Filmstreifen, der vor einer Lichtquelle vorbeigezogen wird, ist
damit ‚flach', sondern auch die Einstellungswechsel sind ‚flach', insofern die
Eigenschaft des Mediums für einen Moment in der Bildbetrachtung aufscheint:
Der Wechsel der Einzelbilder, der in der Bildbetrachtung ansonsten nicht wahr-
genommen wird, ist im Schnitt oder durch den Einstellungswechsel erfahrbar.
Oder anders gesagt: Der Bildschnitt gehört zwar der Bilderscheinung an, ist aber
nicht im diegetischen Raum des Filmbildes angesiedelt, sondern in einem extra-
diegetischen Bereich − also dem Raum des Mediums.
Um hier genauer zu differenzieren, wäre folglich zu überlegen, ob nicht nur
zwei, sondern gar drei Räume zu unterscheiden sind: Die Unterscheidung von
Raum des Mediums und Raum der Medialität bezieht sich im Falle des Licht-
spiels ja auf den Kinosaal einerseits und die Bewegtbildwahrnehmung anderer-
seits. Neu hinzu käme nun der Raum der Einzelbilder, der nur in Ausnahmefäl-
len, wie dem Bildschnitt, wahrgenommen werden kann. Oder im Falle der
Schrift, erstens: der Raum des Schriftbildes, zweitens: der Raum der verschieb-
baren Lettern, und drittens: der Raum, den das Buch, das Flugblatt oder letztlich
die Zeitung in der Verwendung als Medium definiert. Und letztlich ist noch eine
vierte Ebene zu veranschlagen, und zwar diejenige, die Foucault anspricht, wenn
er meint, dass der Film einen ‚anderen Ort' zeigt (die Ebene des repräsentierten
Raums). Dies ist die Bedeutungsebene des Mediums, also eben das, was sein
Inhalt - oder mit Husserl das Sujet - genannt werden kann, und was im Falle der
Schrift der Ort wäre, worauf sich eine Erzählung, ein Bericht oder eine Meldung
bezieht.
Um die Situation jedoch nicht weiter zu verkomplizieren, kann grundsätzlich
eine Zweiteilung veranschlagt werden und auf der einen Seite der Raum des
technischen Mediums in seiner Doppelheit betrachtet werden (also der Filmstrei-
fen im Projektor zusammen mit dem Zuschauerraum), und auf der anderen Seite
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