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Bemerkenswerte an Husserls Bildtheorie sein, sondern vielmehr sein Beharren
darauf, dass, wie er an einer Stelle durchaus provokant schreibt, das Medium
Bild ein ‚Nichts' ist. Es ist nichts , weil eben in der Aufmerksamkeit auf die Ap-
paratur (bspw. der Leinwand) keine Bilderscheinung zu sehen ist, während diese
nicht ohne das Medium vorhanden sein kann. Nicht das Medium als Technik ist
daher nichts, sondern das Medium als Konstituente der Bilderscheinung. Das
Medium ist immer dann abwesend, wenn die Form anwesend ist.
Kurzum lässt sich also sagen, dass Husserl den Unterschied von Medium und
Medialität thematisiert, welchen er als eine Art ‚Kampf' beschreibt: In der Bild-
betrachtung ringen zwei Aufmerksamkeiten (sozusagen) um die Vorherrschaft:
Die Aufmerksamkeit auf Leinwand oder Papier - und die Aufmerksamkeit auf
sichtbare Gestalten im Bild. Von diesem ‚Ringen um Aufmerksamkeit' rührt
demnach auch die Berechtigung, sagen zu können, dass ein Medium nur als
Differenz, als Unterschied oder als ein Zwischen gegeben ist. Ich möchte diesem
Medienverständnis insofern zustimmen, als es sich bei Medien tatsächlich um
Differenzphänomene handelt. Daraus soll hier allerdings eine andere Konse-
quenz gezogen werden und nicht bei der Feststellung einer vorgängigen media-
len Differenz nach Husserl, die mit Gottfried Boehm (1994) auch die ‚ikonische
Differenz' genannt werden kann, oder bei der Unwahrnehmbarkeit des Mediums
nach Luhmann stehengeblieben werden.
An dieser Stelle der Argumentation wird daher der Aspekt der Räumlichkeit
relevant: Gerade im Fokus auf Raum lässt sich viel über die kulturgeschichtliche
Ausprägung der differentiellen Eigenheit von Medien sagen und langfristig auch
eine medientheoretische Bestimmung dessen geben, was gemeinhin ‚Kulturtech-
nik' genannt wird: Eine Kulturtechnik geht ja nie ganz in dem Apparat oder in
der Vermittlungsform auf, sondern besteht aus beidem: Beispielsweise lässt sich
‚Schrift' nicht auf die Schreibwerkzeuge (oder deren Materialität) reduzieren,
wie auch nicht auf die kombinierbaren Zeichen des Schriftsystems; sondern
Schrift besteht in der Verwendung von beidem: von Material und Zeichen.
2
Ort und Medialität
Die im ersten Teil skizzierte, systematische Trennung wird nun auf die histori-
sche Dimension angewendet und die Geschichte von Medienumbrüchen, sowie
die Transformation von Kulturtechniken als Veränderung von Räumlichkeit auf
beiden Ebenen rekonstruiert. Mit anderen Worten soll im Weiteren die Skizze
einer doppelten Mediengeschichte vorgelegt werden, die auf einer Analyse zwei-
er Räume beruht: dem Raum, der von der Medientechnik eingenommen wird
und dem Raum, den diese Technik im Bereich der Wahrnehmung eröffnet. Eine
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