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Ort des Mediums - Raum der Medialität
Stephan Günzel
Vor dem Hintergrund des Medienumbruchs von analogen zu digitalen Leit-
medien, der Allgegenwart des Computers und der damit einhergehenden Techni-
sierung des Alltags, die sich insbesondere im aktuellen Umgang mit Geomedien
zeigt, wird im Folgenden die These vertreten, dass sich die Geschichte von Me-
dienumbrüchen - also der historische Wechsel des Leitmediums - als eine Ver-
änderung von Räumlichkeit beschreiben lässt; mit anderen Worten, dass Raum
eine umfassende Möglichkeit bietet, die Transformation von Kultur hinsichtlich
von Kommunikationsmitteln zu analysieren. Dies hat den Vorteil, dass Medien
im Sinne technischer Apparate nicht als monokausale Ursachen der Veränderun-
gen betrachtet werden müssen - was insofern verkürzt wäre, als die Gründe für
Veränderungen immer vielfältiger Art sind -, sondern, dass zunächst deren Wir-
kungen beschrieben werden, die freilich auch durch andere Umstände begünstigt
sein können. Zu diesem Zweck wird in zwei Schritten vorgegangen: Im ersten,
systematischen Teil werden existierende Medientheorien diskutiert und dabei auf
ihr Raumkonzept einerseits und ihr Medienverständnis andererseits hin befragt.
Hierbei kommt es vor allem darauf an, innerhalb dieser Theorien auf eine bislang
allenfalls implizit vorhandene, aber unabdingbare Unterscheidung zwischen dem
Medium als Informationsträger und der jeweiligen Vermittlungsform aufmerk-
sam zu machen. Im zweiten, historischen Teil wird dann skizziert, wie diese
Systematik zu einer Konkretisierung der Kulturgeschichte des Medienwandels
beitragen kann; und dies, indem anhand von Medienumbrüchen und Medienty-
pen eine sich aus der im ersten Teil eingeführten Systematik ergebende, zweifa-
che Räumlichkeit angesetzt wird: die Räumlichkeit des Mediums und die Räum-
lichkeit seiner medialen Vermittlungsform. Damit kann zum einen gezeigt wer-
den, dass sich eine populäre These der Medien- und Kulturgeschichte nicht auf-
rechterhalten lässt: nämlich diejenige der zunehmenden ‚Enträumlichung'. Zum
anderen kann gezeigt werden, dass die Dopplung entsprechender Räumlichkeiten
eine weitaus detailliertere Beschreibung medialer Konfigurationen erlaubt, als es
eine Beschränkung auf das Medium als technische Apparatur zulässt oder die
(besagte) Vorstellung einer Determination von Kultur- durch Technikgeschichte.
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