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„Vom Anreiz (…) geht ein Sog aus, der intentionale wie affektive Wirkungen zeitigt, die sich
erst in nachträglicher Analyse in kognitive und emotionale, in deskriptive und präskriptive Anteile
aufspalten. Die originäre Verquickung dieser Elemente findet ihren Ausdruck in dem Mischbegriff
der Affektion.“ (Waldenfels 2010: 71).
Da wir ein Bild nicht also nur sehen, sondern sich das Bild in der Responsivität
an den Betrachter wendet, wird dieser von dem Bild erblickt und pathisch affi-
ziert. Eine überraschende und neuartige Erfahrung geht nicht von einem intenti-
onal gerichteten und geregelten Akt eines Subjekts aus, das ein Bild betrachtet.
Vielmehr entspringt die Erfahrung einem Ereignis des Sichtbarwerdens. Etwas
macht sich bemerkbar, etwas fällt mir auf und dann merke ich auf (vgl. Walden-
fels 2010: 110). Um zu erfassen, wie Bilder als Bilder wirken, wie sie uns als
Bilder überraschen, geht Waldenfels bei der Bilderfahrung von einem Doppeler-
eignis aus, das aus Pathos und Response besteht.
Der Vorgang, dass mir etwas auffällt, bezeichnet Waldenfels als Pathos, als
Widerfahrnis oder als Affektion. Es bezeichnet etwas, das uns geschieht. Wir
werden von etwas getroffen. Es ist das Unverfügbare, das uns z. B. im Berührt-
werden durch Fremdes widerfährt. Widerfahrnisse selbst haben keine Bedeu-
tung. Im Widerfahrnis erscheint nicht etwas als etwas, im Widerfahrnis „taucht
etwas auf, bevor es als etwas aufgefasst, verstanden oder abgewehrt wird“
(Waldenfels 2002: 33).
Pathos
(Widerfahrnis) →
Response
(Antwort)
Diastase
(Bruchlinie)
(Sabisch 2009, S.8)
Der zweite Pol der Erfahrung ist die Response, eine Erwiderung. In der Respon-
se antworten wir auf etwas, von dem wir angezogen, bewegt, getroffen, gerührt,
affiziert wurden, wir antworten auf etwas, das uns bewegt, uns fehlt, sich uns
entzieht und uns eben dadurch affiziert oder anrührt. (vgl. Waldenfels 2004:
221,136). Erfahrung vollzieht sich immer an der Grenze und als Herausforde-
rung unserer Verstehens- und Interpretationsweisen. Die Antwort vollzieht sich
nicht als bloße Widerspiegelung der Widerfahrnis. Vielmehr ist die Erfahrung in
sich brüchig und verschoben. An den Bruchstellen der Erfahrung ereignet sich
etwas über das wir nicht verfügen können. Es entstehen neue Differenzierungen,
die Waldenfels als zeiträumliche Verschiebungen oder als Diastase bezeichnet.
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