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zeugt (vgl. Boehm 2007: 77). Diese Logik der Bilderfahrung ist in einem doppel-
ten Sinne auf den Blick verwiesen: auf den Blick des Malers, der dem Bildlichen
seine Signifikanz und Aussagekraft verleiht und auf den Blick des Betrachters,
der von dem Bild affiziert und modelliert wird (vgl. Heßler/Mersch 2009: 42).
Wie wird diese doppelte Blickbewegung, die die Bilderfahrung konstituiert, nun
inszeniert? Im Vordergrund des Bildes zu Füßen der beiden Gesandten befindet
sich eine verzerrte und unscharfe Form. Diese Anamorphose löst sich auf und
man erkennt einen riesenhaften Totenschädel, wenn man ausgehend von der
Horizontalen in einem Winkel von 27° von rechts oben auf das Bild herabschaut.
Abb. 2: Auflösung der Anamorphose
Der Totenschädel ist ein Vanitas Motiv. Es setzt die Vergänglichkeit allen Le-
bens ins Bild und macht darauf aufmerksam, dass kein Mensch, weder die abge-
bildeten Gelehrten noch der Bildbetrachter Gewalt oder Macht über sein Leben
hat. Und er gemahnt auch an die Vergänglichkeit der Wissenschaft und schönen
Künste, die im Bild durch verschiedene Gegenstände repräsentiert werden. So
wird bei genauerem Hinsehen eine gesprungene Seite der Laute sichtbar. Das
Memento mori wird u. a. aufgegriffen durch das am linken Rand durch den Vor-
hang halb verdeckte Kruzifix.
Geht man nun weiter davon aus, dass durch den Schädel, das „hohle Bein“, -
der Maler „Holbein“ - sich selbst verewigt hat, und nimmt den Schädel als Hin-
weis auf die Präsenz des Malers in seinem eigenen Werk, so bringt dieses Bild
etwas über die Möglichkeit des Sehens an sich zur Ansicht. Im Gegensatz zu
anderen Bildern, wo das Auge des Malers nur implizit vorkommt, nämlich allein
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