Geography Reference
In-Depth Information
teachers and students“ (Vanderstraeten 2004a: 267). Schulische Kontrolle wird
durch Zuordnung von Schülern in Klassen, die Architektur der Räume (Hackl
2009) und das Läuten der Schulglocke (Leser 2011) technologisch verwirklicht.
Technologien werden eingesetzt, um strukturelle Rahmenbedingungen zu setzen,
unter denen Lehren und Lernen stattfinden muss. Solche Rahmungen entziehen
sich der interaktiven Aushandlung und geben damit objektiv Bedingungen an,
unter denen durch Aushandlung Kooperation hergestellt werden muss. Die insti-
tutionelle Durchsetzung von Technologien der Herrschaft in der Erziehung zeigt
sich in Fallstudien, die der Analyse von Interaktion im Unterricht gewidmet sind.
Wird das Spannungsverhältnis von Technologie und Interaktion zugunsten von
Technologie aufgelöst, wird erklärbar „mit welcher definitorischen Durchset-
zungskraft der Lehrer agiert, er Probleme dabei unbehandelt zurücklassen kann
und wie krude und schnell der Stoff im Vollzug der Materialien [Gegenstände]
durchgenommen wird“ (Gruschka 2005: 37). Das Handeln der Lehrer bringt die
institutionelle Durchsetzung von Technologie in Schule zum Ausdruck. Mit
diesem strukturellen Rahmen wird ein Kind zum Schüler erzogen, und gerade
weil Erziehung unter derartig technologischem Rahmen stattfindet, ist plausibel,
warum Schüler nicht perfekte Rollenträger werden, sondern Kinder bleiben.
Gruschka (2011: 221) konzeptualisiert daher Erziehung in ihrer herkömmli-
chen Form als „Gegeneinwirkung“. Als Erzieher verlangen Lehrer von Schülern
etwas, das diese selbst möglichst vermeiden wollen, etwa das Schreiben von
Hausaufgaben oder die Vorbereitung auf einen Test. Damit diese Aufgaben
erfüllt werden, leisten Lehrer Kritik an Handlungsmustern und -konventionen
von Schülern: Die alltagsweltlich entstandene und habituelle Auseinanderset-
zung mit Gegenständen soll durch eine systematische Auseinandersetzung er-
setzt werden. Aus Sicht des Subjekts formuliert Holzkamp (1995: 212): „Das
Subjekt muß (...) aus einer primären Handlungsproblematik eine spezifische
Lernproblematik ausgliedern.“ Diese negative Komponente von Erziehung soll
verhindern, dass die Auseinandersetzung mit einem Gegenstand von uner-
wünschten bzw. störenden Handlungen begleitet wird. Erziehung findet demnach
in Kritik durch Lehrer und Widerstand durch Schüler statt. Erst in Interaktion
von Schülern und Lehrern kann ein situativer Konsens über mögliche und uner-
wünschte Handlungen entwickelt werden, durch den Positionen der Kritik und
des Widerstands verlassen werden und kooperative Auseinandersetzung mit
Gegenständen stattfindet. Die Herstellung von Kooperation ist die positive
Komponente von Erziehung. Positive Erziehung verfolgt das Ziel, Schüler zur
Entwicklung eines „erkenntnisfördernden Habitus“ anzuleiten (Gruschka 2009:
11). Erziehen ist notwendig, um die Vermittlung zwischen Schülern und Sache,
also das „Primat der Wissensvermittlung“ (Oevermann 1996: 144) zu erreichen.
Search WWH ::




Custom Search