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Diese Unterscheidung verläuft parallel zur traditionellen Unterscheidung
zwischen Bildung und Erziehung: Bildung wird moralisch als Recht auf Selbst-
Sein gefordert und praktisch als Folge der Sorge um sich selbst technologisiert 3 .
Foucault (1993: 33-34) geht davon aus, dass Subjekte Technologien des Selbst
dann entwickeln, wenn „politischer Ehrgeiz und philosophische Liebe einander
kreuzen“. Genau diese beiden Momente werden angesprochen, wenn Bildung
einerseits praktisch als Kultur und andererseits theoretisch als Aufklärung ver-
standen wird (Benner 2007: 46): „Bildung als Kultur bedarf einer zu ihr hinzu-
kommenden und auf sie zurückwirkenden Aufklärung [philosophischen Liebe]
ebenso, wie Aufklärung, um praktisch zu werden, einer ihr vorgelagerten und
nachfolgenden Kultur [die durch politischen Ehrgeiz gestaltet wird]“. Gegenüber
von Bildung steht für Foucault die bereits genannte „Kontrollmentalität“, die als
Technologie der Herrschaft auf Technologien des Selbst einwirkt. Die positiven
wie negativen Wirkungen dieser Kontrollmentalität sind pädagogisch gefasst
Wirkungen von Erziehung. Der Unterschied zwischen Bildung und Erziehung
lässt in der jeweiligen Wirkung der Interaktion auf das Selbst deutlich machen:
Bei einer Interaktion auf Ebene von Bildung macht der Erziehende ein Angebot,
durch das ein vom Erzogenen selbst gesetzter Zweck verfolgt wird. Interaktion
auf Ebene der Erziehung bezweckt eine Veränderung des Erzogenen, die nicht
von ihm selbst bestimmt wurde. Kurz gesagt: „Erziehung ist eine Zumutung,
Bildung ist ein Angebot“ (Lenzen/ Luhmann 1997: 7).
3
Technologisierungen der Erziehung durch Schule
Analog zur Ebene von Bildung kann das Verhältnis von Lehrern und Schülern
auf Ebene der Erziehung konzeptuell nicht als Technologie begriffen werden.
Wäre Erziehung technologisierbar, könnten die erzieherischen Intentionen des
Lehrers genau die gewünschte Wirkung bei Schülern zeigen. Als selbstreferenzi-
elle Systeme sind Schüler jedoch in der Lage sich dem Erzogen-Werden zu wi-
dersetzen. Erkennt man diese Annahme an, lässt sich Erziehung nicht technolo-
gisch sondern nur interaktionistisch konzipieren. Dennoch zeigt sich praktisch,
dass Technologien der Herrschaft und Kontrolle in Schule auftreten: „Schools
establish explicit control on the allocation of students, rooms, lesson periods,
curricular units, etc., but not on the details of the daily interaction between
3 Foucault zeigt, dass solche Technologien des Selbst sich bis in die Antike zurückverfolgen lassen
und nennt Techniken wie das Verfassen von Aufzeichnungen über sich selbst und Briefe an Freunde
in der Absicht, „die Wahrheiten, deren man bedurfte, für sich selbst reaktivieren zu können“ (Ebd.
1993: 37).
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