Geography Reference
In-Depth Information
ten können. In Bezug auf die medial vermittelte Kommunikation von Räumlich-
keit im Internet muss vielmehr von der Bildung verschiedener Teilöffentlichkei-
ten ausgegangen werden, die sich im Verhältnis zu speziell angeeigneten Visua-
lisierungstechniken und Rezeptionspraxen konstituieren. Damit wiederholt sich
in Bezug auf das geoweb eine Grundbeobachtung zur Kommunikation im Inter-
net: „Der Cyberspace bildet keine einheitliche allen gemeinsame Öffentlichkeit,
sondern ein aus allen Nähten platzendes, unüberschaubares öffentliches Gesche-
hen“ (Niedermaier/Schroer 2004: 135). Nicht erst durch die Einrichtung von
Passwörtern, Intranets oder der Durchsetzung von stärkeren Datenschutzeinstel-
lungen in sozialen Netzwerken wie Facebook entsteht damit eine Fragmentie-
rung des Internets: „Im Gegensatz zu den Visionen der Netzenthusiasten können
wir im Netz insgesamt eine starke Segmentierung und Separierung in einzelne
Szenen und Milieus […] beobachten“ (Schroer 2003: 69).Die Rückkehr ‚narrati-
ver' Elemente im digitalen Kartenmaterial bedeutet in diesem Sinne nicht nur
eine stärkere Anbindung an die individuellen Erfahrungen der Nutzer, sondern
auch die zunehmende Verwendung von subkulturellen (Bilder-)Codes, die nur
von Eingeweihten gelesen und verstanden werden können. Kann im Angesicht
dieser Veränderungen geographischer Kommunikation noch von einem kohären-
ten geographischen Wissensraum gesprochen werden? Dies gilt - insbesondere
vor dem Hintergrund extrem divergierender Funktionen der unterschiedlichen
Medien des geowebs und ihrer unterschiedlich ausgeprägten Nutzung - als un-
wahrscheinlich. Dabei steht außer Frage, dass der in den letzten Abschnitten
charakterisierte medientechnische Wandel von klassischen Raummedien wie der
Karte hin zu digitalen Geomedien nicht nur den alltagspraktischen Umgang der
Akteure mit Räumlichkeit verändert, sondern auch ihre Vorstellungen von
Raum. Folgt man jedoch der Annahme, dass sich die Alltagswelt der Akteure im
besonderen Maße in einer gemeinsamen Sprache reproduziert (vgl. Ber-
ger/Luckmann 2004: 39), muss angenommen werden, dass eine fragmentierte
Kommunikation die Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit erschwert.
Damit sind die Nutzer zunehmenden Kontingenzen bei der Aneignung geogra-
phischer Räume ausgesetzt. Die Frage danach, wie die Entwicklung der geogra-
phischen Visualisierungstechniken des geowebs die Wahrnehmungen der Akteu-
re von Räumlichkeit verändern, kann vor diesem Hintergrund nicht durch die
Benennung einer dominierenden Vorstellung beantwortet werden. Es muss viel-
mehr gerade von einer Pluralisierung von Raumvorstellungen ausgegangen wer-
den. Dies legt allein schon die Beobachtung nahe, dass Geomedien sowohl an
klassische Darstellungsformen anknüpfen als auch neue Formen der visuellen
Repräsentation etablieren.
Search WWH ::




Custom Search