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als Kanal für Daten („Daten-Highway“) verstanden, die mithilfe bestimmter
Programme auf dem PC lesbar gemacht werden. Andererseits wurde das Internet
als abgeschlossener Cyberspace, als ein Behälter begriffen, in dem sich Dinge
wie Web-„Seiten“, „Briefe“ usw. befinden: Die „weltgrößte Bibliothek“ war z.B.
so ein Missverständnis des web1.0.
In der neuen Version hingegen - und insbesondere von den neuen, in die
digitalen Infrastrukturen hineingeborenen Nutzern, denen das Attribut „neu“ im
Zusammenhang mit den Dingen, die sie tagtäglich umgeben, nichts mehr sagt -
wird das Internet nicht mehr aus den graphosphärischen Gewohnheiten heraus
verstanden, sondern selbst als eine „Anwendung“, als eine umfassende
Lese/Schreibe-Maschine, als read/writeWeb begriffen. web2.0 bezeichnet zwar
eine neue Version, aber nicht so sehr eine neue Version der Technik, sondern
eine neue Version des Verständnisses, was das web eigentlich ist oder sein
könnte: eine neue Version der Nutzung. Im web1.0 ging es darum, das
buchgebundene Wissen online zu stellen. Im web2.0 geht es darum, neue
Kulturtechniken zum Umgang mit dem Wissen zu erfinden. Auf eine knappe
Formel gebracht: web1.0 = get it online, web2.0 = make it work (Jason
Goldberg).
Vielleicht sind die Phänomene im Zusammenhang mit dem web2.0 schon
Teil des „Slope of Enlightenment“. Die neuen Technologien im umgestülpten
Cyberspace - blogs, wikis, feedReader, social bookmarking und networking,
podcasting, image-sharing, photoblogging, usw. -, die ganze social software
führt vor allem zu einem veränderten Verständnis des Internet: Es geht nicht
mehr um einen Kanal und damit um den Transport von Inhalten, verstanden als
Dinge („Seiten“, „Briefe“) oder um den Transport von irgendwie in den Kanal
gelangtem Wissen. Vielmehr produziert und editiert diese neue Anwendung
Internet die kulturellen Umgangsformen mit Wissen selbst, die Art und Weise,
wie wir es erstellen, erreichen, darstellen und weiterverarbeiten.
Mit dem Stichwort „collective intelligence“ beginnt sich einen neue Form
des Verhältnisses zum Wissen zu etablieren, die vielleicht einmal das „Plateau of
Productivity“ des Technology Hype Cycle des Internet bestimmen wird, die aber
mit „Mensch-Wissen“, „Buch-Wissen“, „Bibliotheks-Wissen“ und „Schul-
Wissen“ nur noch marginal zu tun hat. Und das hat tiefgreifende Folgen: „In den
guten alten Zeiten sprachen die Philosophen von ‚Vernunft' und ‚Verstand'.
Heute [spricht Pierre Lévy] von der symbolischen Kollektivintelligenz, um die
Rolle der konventionellen Systeme, aber auch von Technologien und
Institutionen in das menschliche Denken mit einzuschließen“ (Levy 2008, S. 72).
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