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Bedeutung als Darstellungstechnologie oft unterschätzte Abbildungstechnik der
Zentralperspektive erfunden und wirksam wurden. „Vom 15. Jahrhundert bis
gestern“ prägten diese neuen Medientechnologien die „Graphosphäre“.
In der Einschätzung der aktuell prägenden Medientechnologien unter-
scheiden sich Baecker und Debray. Während Debray Ende der 1990er Jahre,
bezogen auf das Fernsehen als geschäftsführende Medientechnologie, die
aktuelle Mediosphäre als „Videosphäre“ bezeichnet (die nach seinen jüngeren
Worten allerdings bereits wieder übergeht in „eine Art Hypersphäre, die sich
hauptsächlich aus digitalen Signalen zusammensetzt“, vgl. Debray 2002: 6),
spricht Baecker von der „nächsten Gesellschaft“ als „Computergesellschaft“
ohne Berücksichtigung einer, wenn auch angesichts des hier angelegten
Maßstabs, recht kurzen Zeit, in der das Fernsehen als dominierende
Medientechnologie prägend gewesen wäre. War das Fernsehen nur die moderne
Vorform des Internets? Ein Übergangsphänomen?
Debray hat in einer tabellarischen Übersicht die wesentlichen Merkmale und
Unterschiede der drei von ihm identifizierten Mediosphären herausgearbeitet
(Tab. 1). Dabei handelt es sich - das sei vorangestellt - um ein bewusst
übertriebenes System von Gegensätzen, das sich nicht um die Nuancen und
Übergänge kümmert, sondern vor allem die Idealtypen herauskristallisieren will.
Einige hier relevante Merkmale seien herausgegriffen. Debray kennzeichnet
- für Geographen vermutlich leicht nachvollziehbar - als „strategisches Milieu“
für die Logosphäre „Die Erde“, für die Graphosphäre „Das Meer“ und für die
Video-/Hypersphäre „Den Raum“. Ähnlich offensichtlich diagnostiziert er als
„Gruppenideal“ für die Logosphäre „Das Eine“, für die Graphosphäre „Alle“ und
für die Video-/Hypersphäre „Jedermann“ mit den zugehörigen konkreten Folgen
für die konkrete Politik: Absolutismus, Nationalismus/Tolitarismus und
Individualismus/Anomie.
Dieser Logik folgend unterscheidet sich die Video-/Hypersphäre von der
Graphosphäre vor allem durch ein verändertes Zeitempfinden. Der Augenblick
triumphiert über die Dauer, das Direkte über das Indirekte, das Reaktive über das
Diskursive usw. Und damit hängt zusammen: Die geistige Klasse, die das
„gesellschaftlich Heilige“ bewahrt, das, was kulturell gespeichert und an die
jeweils nächste Generation weitergegeben wird, war in der Logosphäre die
Kirche, die Propheten und die Geistlichen. In der Graphosphäre waren es die
Intellektuellen, die Professoren, Doktoren und Studienräte in Schule und
Hochschule. In der Video- und Hypersphäre sind es nun die Verteiler und
Produzenten der Medien im Fernsehen und im Internet (Debray 2003: 64f).
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