Geography Reference
In-Depth Information
Diese „virtual reality“ war scharf abgegrenzt vom sogenannten „real life“ (RL).
Die Grenze zwischen diesen beiden Welten war aus irgendeinem Grund sehr
wichtig. Die virtuelle Realität hatte zu tun mit dem Nicht-Wirklichen, mit dem
Fiktionalen, Traumhaften, mit den Imaginationen und Illusionen, manchmal
auch dem Magischen und Unheimlichen. Diesseits der Grenze war „real life“,
die wirkliche Wirklichkeit, das echte Leben. Das musste offenbar streng ausei-
nanderhalten werden. Wer sich zu sehr ins Jenseits der virtuellen Realitäten
bewegte, zu tief „drin“ war im Cyberspace, für den bestand Gefahr, nicht mehr
herauszufinden, süchtig zu werden, unter „Realitätsverlust“ zu leiden usw.
Die pädagogische Auseinandersetzung mit diesen so genannten „Parallelwel-
ten“ bestand deshalb zumeist darin, vor den o.g. Gefahren zu warnen und an-
sonsten, und gerade im Schulkontext, auch gern unter Verweis auf die Irrelevanz
dieser Irrealitäten schlicht zu ignorieren, was sich in diesen (nicht-schulischen)
Parallelwelten tut.
Inzwischen ist ein Sechstel der Weltbevölkerung „drin“ in dieser vermeint-
lich virtuellen Welt: Eine Milliarde Menschen. Die Dimensionen dieses Cyber-
space sind gewaltig: Wenn Facebook ein Land wäre, wäre es bezüglich seiner
Bevölkerungsanzahl das achtgrößte der Welt. Und nachdem durchschnittlich
100% der Zehntklässler (in der BRD) Einwohner dieses Landes sind, hat sich
das, was in den 1990er Jahren noch dunkler, kalter Cyberspace war, grundlegend
verändert. Das Internet ist nicht mehr ein unwirklicher, von Freaks, Nerds und
Suchtgefährdeten bevölkerter Ort. Mit dem web2.0, mit den blogs und wikis und
den social networks ist der Mainstream im Internet angekommen. Der Cyber-
space ist bewohnbar geworden.
Der „Horizon Report“ des New Media Consortium machte dafür bereits 2007
die Konvergenz von „ubiquitous broadband, portable devices, and tiny
computers“ verantwortlich, die unsere Vorstellung von „Telefon“ vollkommen
verändert hat. Das “mobile phone” ist nun „pocket-sized connection to the digital
world“ - der Cyberspace in der Hosentasche. Die neue Generation von smart
phones ist Adressbuch, Kamera, Video-Recorder, Navigationsgerät, Kom-
munikationszentrale für den Kontakt zu Familie, Freunden und Kollegen und es
ist vor allem ein „hand-held portal to the Internet“ (The New Media Consortium
2007).
Das Internet wird also tatsächlich bewohnt. Aber nicht von den schrägen
Cyborgs der frühen Science-Fiction-Phantasien, die sich aus dem Diesseits des
„real life“ verabschiedet haben. Die Digital Natives (Prensky 2001), die
Eingeborenen der Digitalkultur, mit denen wir nun in Schule und Universität zu
tun haben, tragen keine Cybernauten-Anzüge, um sich in private VR-Welten
(virtual reality) zu versenken. Statt dessen haben sie das Internet in der
Hosentasche, die Wikipedia auf dem Handy, das social network im iPod. Sie
Search WWH ::




Custom Search