Geography Reference
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sprochenen Relationen können dementsprechend nur fragend und differenziert
(kritisch) und via Sprache und Bild überlegt werden (reflexiv) (Dörpinghaus et
al. 2009).
Die Herausforderungen an Bildung durch die geomedialen Innovationen im
Web gehen auf Grund ihrer sozialen Implikationen zwingend mit Neuerungen
einher, die auf die mögliche Art und Weise des Unterrichtens in Schule und
Hochschule Einfluss nehmen. Die Eröffnung des Unterrichtens für web-
Technologien und die Frage nach deren Bedeutung für eine Veränderung unserer
Selbst-, Fremd- und Weltverhältnisse bringen deren soziale Konsequenzen in
den Unterricht ein und generieren, im Zusammenspiel mit dem sozialen System
Schule und Klasse, neue Dynamiken - sowohl auf der Inhalts-, als auch auf der
Beziehungsebene.
Beispielsweise kann vor dem Hintergrund von Ubiquitous Computing, der
ständigen Verfügbarkeit von Information und der täglichen Vermehrung der
Wissensbestände, die Frage nach der Auswahl fachlicher Inhalte im Vermitt-
lungsgeschehen des Unterrichtens neu gestellt werden: Was kann noch als Bil-
dungswert gelten und was ist eine relevante Grundlage, in die anschließend und
fortlaufend selbstständig Wissen eingebracht werden kann? Zugleich ändern sich
die notwendigen (Medien-)Kompetenzen: Recherche im Web und im Buch sind
verschiedene Wege des Sich-Informierens; die klassische Lesekompetenz muss
sich wandeln. Darüber hinaus wird sich die Rolle des Lehrenden ändern, der in
Konkurrenz zu einem unüberschaubaren Bildungsangebot tritt. Neben das schu-
lische Monopol der Wissensproduktion (Lehrer, Schulbuchverlage) treten Quel-
len, deren Glaubwürdigkeit durch neue Kriterien jenseits formaler Qualifikation
und klassischer gatekeeper-Kulturen definiert wird, wie etwa erfolgreiche Blog-
ger. Der Lehrende wird vom Bereitsteller von Wissen zu einem Ausbilder zum
Erlernen der Navigation im Wissensdschungel. Diese neue Rolle geht einher mit
der Aufgabe alter Privilegien und bisher wenig hinterfragter Autoritätssetzungen.
Die Daseinsberechtigung des Lehrenden besteht mehr denn je, doch wird er sie
nur mit neuen Aufgaben und damit einhergehenden neuen Befähigungen bewäl-
tigen. Es lassen sich unterschiedliche Anpassungsstrategien in Reaktion auf diese
Anforderungen beobachten: Der Rückzug auf klassische Bildungsstrategien, die
den technologischen Alltag der Lernenden ignorieren, ist ebenso vertreten, wie
ein Herantasten an die Möglichkeiten des Web als Mittel der Partizipation und
Teilhabe an gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen.
Die Frage nach geo@web und Bildung geht auf diese Weise sowohl dem
Wert, der Eröffnung und der Herausforderung eines kritisch-reflexiven, dreifa-
chen Bildungsverständnisses des Menschen im und durch das web, als auch den
Konsequenzen für unterrichtliches Handeln und der daraus folgenden Befähi-
gung zum alltagsweltlichen Handeln nach.
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