Geography Reference
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3.2.2 Veränderung der Raumwahrnehmung / -aneignung
Der ubiquitäre Zugang zu IKT führt auch in Bezug auf die Aneignung und die
Wahrnehmung von Raum zu einer Modifikation. Die raumzeitliche Unabhän-
gigkeit von Informationen durch mobile Endgeräte und die mit ihnen verwend-
baren (Geo-)Services führen dazu, dass Raum nicht mehr auf die Betrachtung
desselben beschränkt bleibt, sondern diese Betrachtung auch als Betrachtung der
Betrachtung infolge eines Rückgriffs auf raumbezogene Informationen, vermit-
telt über IKT, ergänzt oder gar substituiert wird. Dabei entwickeln diese Betrach-
tungen von Betrachtungen ihr performatives Potenzial dadurch, dass Sie auch
abseits des physisch-materiellen Raums zugänglich sind und die originäre eigene
Wahrnehmung desselben substituieren können. Welche Konsequenzen damit
verbunden sein können, lässt sich an Entwicklungen wie crime maps , location-
aware advertisement , location-sharing , etc. nur erahnen (vgl. u. a. Armstrong/
Bennett 2008, Belina 2011).
3.2.3 Raumzeitliche Modi des Handelns
Die Möglichkeit über entsprechende Erfassungssysteme die räumlichen Bewe-
gungen von Personen zu erfassen und mit weiteren subjektbezogenen Daten in
Abhängigkeit von der Zeit zu verschneiden, ermöglicht es, umfangreiche Analy-
sen des raumzeitlichen Handelns von Subjekten und gesellschaftlichen Gruppen
vorzunehmen, ähnlich wie es der Ansatz von Hägerstrand (1970) vorsieht (vgl.
Yu/Shaw 2007). Hinzu kommt, dass die Nutzungsweisen von Daten „ohne eine
zentrale panoptische Instanz (wie den Staat) auskommen und generell nicht pan-
optisch im Sinne allgegenwärtiger Überwachung und vollständiger Durchdrin-
gung aller Lebensbereiche sind. Vielmehr erfolgen sie meistens zielgerichtet
entlang einer bestimmten Intention und suchen begrenzte Datenmengen zu erfas-
sen“ (Kreissl/Ostermeier 2011: 283). Daraus werden u. a. Personen- respektive
Handlungsprofile von Nutzern entwickelt, um Identitäten und/oder Handlungs-
muster ausmachen zu können. Wir werden „kosmopolitisches Zirkulationsob-
jekt“ mit wechselnden Identitäten (Hempel et al. 2011: 14). Anhand dieser Iden-
titäten werden Bewegungs- und ggf. auch Handlungsmuster vorausseh- bzw.
planbar und damit Räume geformt bzw. an die entsprechenden Handlungsmuster
angepasst.
Auch das Verfolgen (sog. tracking ) des raumzeitlichen Verhaltens auf Basis
von personenbezogenen Ortsdaten kann Folgen für das räumliche Handeln ha-
ben, z. B. in Form von Routenvorschlägen bei Navigationsanfragen, die automa-
tisch die gewöhnlich angesteuerten Orte berücksichtigen.
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