Geography Reference
In-Depth Information
weitere Nutzung ihrer erhobenen Informationen in teilweise seitenlangen benut-
zerunfreundlichen AGBs oftmals völlig freistellen (vgl. Lindemann/ Schnei-
der 2011). Dabei können unterschiedliche rechtliche Bezugssysteme in Konflikt
zueinander treten, etwa wenn transnationale Unternehmen (u. a. Google, face-
book, etc.) Daten verwenden, die in Deutschland generiert worden sind. Diese
Daten unterliegen somit eigentlich dem Territorialitätsprinzip, jedoch fehlen bei
Fehlverhalten der Unternehmen in vielen Fällen geeignete juristische Maßnah-
men. Dieser Sachverhalt zeigt, mit welch dynamischem Spannungsfeld es nicht
nur der Gesetzgeber, sondern auch der produser von Geodaten zu tun hat und vor
welch komplexen Fragen die Raumakteure stehen. Der Umgang mit den eigenen
Daten und deren Schutz wird zur Schlüsselkompetenz der Zukunft (Wei-
chert 2010) und die Daten der Zukunft wird es nicht ohne Raumbezug geben
(Barczok 2011: 80).
Um verstehen zu können, wie Datenspeicherung und -verarbeitung erfolgen,
greifen wir im Folgenden auf den Archiv -Begriff zurück, wenngleich er nicht
losgelöst von dem der query betrachtet werden kann.
Exkurs 2 : Archiv & query
Das Benutzen von Internet- und im Speziellen von Geodiensten ist als Stellen
einer Abfrage (query) zu verstehen. Eine Abfrage ist nicht nur die Suche nach
einem Begriff im Internet. Wir fragen soziale Plattformen beim Eintragen per-
sönlicher Daten genauso ab wie wir Kartenservices benutzen oder Fotos und
Texte, Kommentare in Chats oder Artikel auf Internetseiten hinterlassen. Über-
tragen auf eine Situation im physisch-materiellen Raum kann das bedeuten, dass
man - ohne selbst einen Artikel in einem Kleidungsgeschäft an einen bestimm-
ten Ort abzulegen - Spuren während des Einkaufs hinterlässt. Kleidungsstücke
werden zum einen abgelegt und mit Sicherheitsetiketten versehen, damit eine
Entfernung aus dem Geschäft bemerkt werden kann. Genauso werden aber ne-
ben sichtbaren auch unsichtbare (Meta-)Daten hinterlassen, was im Kleidungs-
geschäft Gerüche, Fingerabdrücke, im virtuellen Raum z. B. die IP-Adresse
unseres Endgeräts sein können, die letztlich Rückschlüsse auf unseren Standort
zulassen.
Jene virtuell abgegebenen Daten gehen sinnbildlich in ein Archiv ein, sprich,
werden im Hintergrund abgelegt und damit verfügbar gemacht. Das Archiv ist
jedoch nicht als träges, passives Speichermedium zu verstehen. Vielmehr garan-
tiert das Archiv durch die Abrufbarkeit der Daten ihre Wiederholung und Ver-
änderung, denn erst „Wiederholbarkeit ist die Voraussetzung für das Speichern“
(Bunz 2007). Es ist möglich, die Daten - unter Umständen auch unkontrollierbar
Search WWH ::




Custom Search