Geography Reference
In-Depth Information
son und ihr Verhalten bzw. ihre Aktivitäten (vgl. Zumbach/Siller 2010: 7, Bier-
mann 2011). 1
Zu diesen meist unbewusst preisgegebenen persönlichen Daten kommen die
oft aus dem Moment heraus unreflektiert selbst hinterlassenen Daten im web2.0
hinzu, bspw. in sozialen Netzwerken oder in jüngst sehr populär gewordenen
„sozialen Geodiensten“ (GoogleLatitude, FacebookPlaces, Gowalla, Foursquare
etc.). 2 In diesen Fällen wissen die Nutzer, nicht zuletzt durch die öffentliche
Debatte in der jüngeren Vergangenheit, um die Preisgabe und die prinzipiellen
Auswertungsmöglichkeit ihrer Daten, wenn auch nicht in allen Bereichen (z. B.
Personendaten und Georeferenzen in den Metadaten (Exif-Daten) beim Posten
von Fotodateien 3 ) 4 . Allerdings darf bezweifelt werden, ob ein Prosumer dies
überhaupt in vollem Umfang sein kann, können doch selbst Experten nicht die
Datenbankkonzepte und damit die Analysemöglichkeiten der Zukunft abschät-
zen (vgl. Seemann 2010).
Unbestritten liegt in Geodiensten ein enormer Mehrwert, welcher gar nicht in
Frage gestellt werden soll. Er ist sogar äußerst beeindruckend, nicht zuletzt im
Sinne eigener aktiver Nutzung im Rahmen von Raumaneignung und Emanzipa-
tion, z. B. bei der Einbindung von Bürgern in Planungsvorhaben. Es geht viel-
mehr um die Gestaltung und Nutzung dieser Dienste in einer Art und Weise,
dass das Überwachungspotential möglichst gering, das „Ermächtigungspotenti-
al“ des Users aber möglichst groß ist und gestaltet werden kann.
Verfolgt man jedoch den Diskurs zum Thema, so ist dies im Wesentlichen
nicht der Fall. Unter anderem wird von den Datenschutzbeauftragten der Länder
und des Bundes die aktuelle Gesetzgebung und deren Umsetzung durch Unter-
nehmen kritisiert (vgl. eigener Gesetzentwurf Unabhängiges Landeszentrum für
Datenschutz Schleswig-Holstein 2010). So lassen sich Geodienste bspw. die
1 Auf diesen Einblicken in das Verhalten von Menschen basieren nicht zuletzt eine Reihe von Ge-
schäftsmodellen von bei Finanzinvestoren hoch gehandelten Internetfirmen.
2 Warum das Posten von Infos zur eigenen Person überhaupt so populär ist, wird in der Literatur u.a.
von Raunig (2011), der von einem „Begehren der Selbstzerteilung“ spricht, oder Wiedemann (2011),
für die diese Art, sich selbst darzustellen, eine neue Form des „Brandings“ ist, thematisiert. In diesem
Zusammenhang spielt die Antwort auf die Frage „Was machst du gerade?“ eine entscheidende Rolle
- eine Frage, die in den meisten Fällen auch mit Postings über den Ort verbunden ist.
3 vgl. hierzu bspw. die Arbeiten von Ben Jackson u.a. auf icanstalku.com und
www.mayhemiclabs.com und Nate Beck auf http://zaalabs.com/2010/07/finding-celebrity-locations-
via-twitter/
4 Selbst erfahrene Netznutzer verlieren leicht den Überblick darüber, was sie tun. Linde-
mann/Schneider (2011) führen dies auf die Faszination über technische Möglichkeiten zurück, die
die gesunde Vorsicht zurückdränge. Die Internet-Branche agiere nach dem Motto „Datenschutz
hemmt den Fortschritt und ist die verstaubte Idee rückständiger Street-View-Verpixler“. Aber auch
Branchenmitglieder würden plötzlich nach Privatsphäre rufen, wenn sie selbst direkt betroffen sind.
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