Geography Reference
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gen und Voraussetzungen „eingekauft“ werden (siehe auch Münker/ Rößler
2008, Wiesing 2008, Sachs-Hombach/ Schirra 2009). Im Hinblick auf die Neue-
rungen der geo@web-Praxen, im Besonderen das Zusammenfallen von Medium
und Quelle im Sinne einer Medienkonvergenz, wurde deutlich, dass ein techno-
logieorientierter, schwacher Medienbegriff zu kurz greift. Das Medium stellt
auch etwas mit uns an, stellt „Wirklichkeiten“ erst her und ist damit vielmehr als
Ausgangspunkt und nicht als Produkt von Denkprozessen zu sehen. Siegried J.
Schmidt formuliert dazu, dass „Menschen (…) mit den Medien nur genau das
machen [können], was die Medien ihnen (…) zu machen erlauben. Insofern sind
[Geo-]Medien Bedingungen von Möglichkeiten und in diesem Sinne Aprioris,
die jeder Nutzung vorausliegen und sie bestimmen” (Schmidt 2003: 65 zit. in
Münker 2008). Die Reflexion dessen, was wir mit (Geo-)Medien im Zusammen-
hang mit den aktuellen geo@web-Praxen meinen, ist folglich grundlegend für
ein Verständnis der aktuellen Neuerungen.
3.2 geo@web und Räumlichkeit
All dies ist nicht zuletzt auch geographisch relevant, geht es doch immer um
unser medial vermitteltes Handeln und Erleben, in zunehmendem Maße auch in
räumlicher Hinsicht. Wir erleben dies tagtäglich, wenn wir unser Handy zur
Hand nehmen, anrufen und quasi automatisiert ein Gespräch mit der Frage be-
ginnen: “Wo bist du gerade?” Der Stellenwert dieser Frage nach dem „Wo?“
wird durch die zunehmende, eingangs erwähnte Georeferenzierung unseres (on-
line-)Alltags noch potenziert. Dies wiederum hat Einfluss auf unseren Umgang
mit und unser Verständnis von Räumlichkeit: Noch bis um die Jahrtausendwen-
de herrschte sowohl in unserem lebensweltlichen Verständnis als auch in der
fachwissenschaftlichen Debatte bis über weite Strecken die Haltung, dass sowohl
Zeit, als auch vor allem Raum in der postmodernen Welt zunehmend an Bedeu-
tung verlieren würden. So konstatierte bereits vor Ende der 80er Jahre Harvey
(1989), dass moderne und hochtechnologische Transport- und Kommunikati-
onsmittel räumliche und zeitliche Barrieren nahezu obsolet machen. Die Etablie-
rung des Internets und der damit verbundene komplexe Informationsaustausch in
Echtzeit stellten quasi die nächste Stufe dieser Raum-Zeit-Kompression im
räumlich entankerten (Werlen 1995) und zeitlich beschleunigten (Rosa 2005
bzw. 2012) Alltag dar.
Diesen Annahmen steht jedoch, spätestens mit der Sozial- und Mobilma-
chung des Internets, nunmehr die eingangs bereits erwähnte (digitale) Renais-
sance der Räumlichkeit bzw. des Ortes entgegen. Die räumliche Kontextualisie-
rung von nahezu jeder Information und das Fungieren digitaler Karten als Infor-
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