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ner bedienen müssen. Es steht mir ja auch längst nicht mehr frei, ein Auto zu
besitzen oder nicht - wenn ich die freie Wahl meines Berufs, meiner Wohnung,
meiner Freunde behalten will.“ (Hentig 1984, 60f). Wird die gedruckte Tageszei-
tung demnächst so etwas wie der alte Kompass sein und das iPad-App der Ta-
geszeitung so etwas wie das GPS? Und was ist dann bei Stromausfall? Akku
hier, Gesamtnetz-Power-Cut dort?
Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben! (Hentig 2002)
Vergleiche dazu Murphys Gesetz: „Whatever can go wrong, will go wrong. “
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Internet - Sucht oder Suche?
Digital-Natives kann man die jungen Leute nennen, die mit Internet und Compu-
ter wie mit einer Muttersprache oder einem normalen Handwerkzeug groß ge-
worden sind. Aber wie die Muttersprache nicht die Welt und die Handlungen
determiniert, so wenig darf man einem Werkzeug diese Funktion und Macht
geben.
Die Älteren gelten im Klischee zumeist als Technikfeinde, als Weltfremde
und als Fortschrittshemmer. Die Jüngeren gelten im Klischee als Nerds , als
Daddler, als Süchtige. Wie kann man zwischen derartigen Frontlinien kommuni-
zieren? 5
Der Fall: Stellvertretend hat dies der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher
(2009) in seinem Buch „Payback“ versucht. Seit er smse , google und twittere ,
was er ja tue, sei sein Gehirn von der Informationsflut würdelos herabgestuft; er
sei unkonzentriert, vergesslich, überfordert, sei ein Knecht der Maschinen ge-
worden. Ein digitaler Taylorismus habe sich ans Werk gemacht, das Gehirn sei
maschinenkonform modelliert. Das Multitasking trimme uns auf Gleichzeitigkeit
und Gehorsam, im krassen Widerspruch zum linearen Lesen, zum Sichversen-
ken, zur Nachdenklichkeit und Entschleunigung (zusammengefasst nach
Soboczyinski 2009). So, wie es Aldous Huxley in „Schöne Neue Welt“ prophe-
5 Die Tageszeitung „taz“ hat den „Piraten“ als der Partei der digital natives bereits ironisch einen
neuen Typus gegenübergestellt: „Barbaren - Die Barbarenpartei“: „Ihr Markenkern ist eine fast
schon religiös anmutende Internetskepsis, aber fast wichtiger als die Inhalte ist den Barbaren ihr
gemeinsamer Lebensstil. Barbaren benutzen lieber Stadtpläne als Navigationsgeräte, halten Verabre-
dungen ein, ohne noch dreimal von unterwegs anzurufen. (…) ‚Meine Eltern kommen aus der Game-
rszene', sagt ein Teenager, ‚ich bin quasi auf einer immerwährenden LAN-Party aufgewachsen. Dass
es da draußen eine analoge Welt gibt, habe ich erst bei meiner Einschulung richtig verstanden.'.'Ich
bin über das Online-Banking zur Bewegung geraten', erzählt eine Vierzigjährige. ‚Nachdem mir zum
dritten Mal die Zugangsdaten ausgespäht wurden, ist mir klar geworden: das mit dem Internet muss
aufhören.' ‚Es gibt ein Recht auf ein rein analoges Leben.' - ‚Gefällt mir!' rufen einige Barbaren.
(Bartel 2012)
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