Geography Reference
In-Depth Information
x „Information ist nur dann Steuerung, wenn ich sie dazu mache. (…) Schon
die Wörter ‚Wissen' und ‚Kenntnis' bezeichnen eine geistige Leistung, die
oberhalb dessen liegt, was wir unter ‚Information' verstehen. Information ist
ein vom Subjekt des Bewusstseins abgelöstes Datum, ein speicherbares, ab-
rufbares, transportierbares, messbares Quantum, das eben durch diese Eigen-
schaften zu einem von den Gütern geworden ist, über die wir herrschen müs-
sen, wenn sie nicht uns beherrschen sollen. (…) Es gibt in der Menschheit
immer nur so viel Wissen, wie in ihrem Bewusstsein aktiviert werden kann -
ganz gleich, wie viel mehr wir in unseren Computern gespeichert haben.“
(Hentig 1984, 67)
x „‚Steuern', das ist für mich: ein Schiff auf einem offenen Gewässer (also in
einem Raum von Notwendigkeit, Zufall und Freiheit!) dahin bringen, wo ich
es haben will - mit Gründen. ‚Steuern' heißt nicht: einen Apparat auffordern,
aus seinem Datenreservoir die Kombination zu errechnen, mit der ich am
schnellsten zum vorbestimmten Ziel komme.“ (Hentig 1984, 69)
x Wenn die Verben „verstehen“, „nachdenken“, „vorstellen“, „überschauen“,
„wahrnehmen“ „bezweifeln“, „überprüfen“, „bewerten“ nicht vorkommen,
„fällt die Gesellschaft in zwei sich so hoffnungslos nichtverstehende Lager
auseinander, weil die einen ihre geistige Welt immer schon so materialisie-
ren, wie das in der Informatik geschieht, während die anderen antiquiert wei-
terphilosophieren?“ (Hentig 1984, 69)
Diesen Streit zwischen „zwei sich hoffnungslos nichtverstehenden Lagern“ füh-
ren wir z.B. über die Frage, ob bei einem Kartographiekurs für künftige Geogra-
phielehrer wenigstens einmal im Studium auch eine Landesaufnahme (Vermes-
sung) gemacht werden soll und ob dies mit einem traditionellen Kompass-
Theodoliten oder mit einem digitalen Theodoliten geschieht. Der traditionelle
Kompass muss eingerichtet werden, es muss unterschieden werden zwischen
Geographisch-/ Gitter-/ Magnetisch -Nord, es muss eine Nadelabweichung be-
achtet werden etc. Für Höhenmessungen wird es hilfreich sein, auch die Winkel-
funktionen von Sinus & Co und die Werte in der Tafel aus den Seitenverhältnis-
sen eines rechtwinkligen Dreiecks in einem Einheitskreis verstanden zu haben.
Man wird damit eine recht genaue bis perfekte Karte erzeugen können. Die digi-
tale Vermessung ist dagegen viel komfortabler, das Ergebnis ist aber ähnlich
(auch vom Satelliten aus wird prinzipiell nichts Genaueres vermessen werden).
Der Unterschied liegt im zusätzlichen Verb „verstehen“: Wie haben frühere
Geographen weiße Flecken zu Landkarten gemacht? Und damit wäre auch der
Unterschied zwischen einem Geographen und einem Sachbearbeiter markiert. 4
4 Der eine redet von der Technik als großartigem Hilfsmittel, der andere vom zunehmenden kogniti-
ven Nichtverstehen der Gegenstände selbst, die da mit Technik leichter behandelt werden sollen -
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