Geography Reference
In-Depth Information
Der Aufbau eines geographischen Weltbildes wird zunehmend übernommen
durch digitale Informationssysteme, von GPS über Google-Earth-Zoom-
Satellitenbilder bis zum interaktiven Weltatlas der online-Tagesschau. Neben
den neuen Techniken zur Ortsbestimmung ist ein ganzes Zeitalter des Ubiquitous
Computing ( Mattern 2003 ) konkret in Sichtweite, ja bereits und längst Alltag.
Eine vom Internet der Dinge und von der Informationstechnik durchdrungene
Welt will neu verstanden, reguliert und „gemacht“ werden. Das Geographie-
Machen wurde bislang gedacht in einer Subjekt- und Handlungszentrierung.
Eine bildungspolitisch und -praktisch gedachte Schule und geographische Bil-
dung braucht entsprechend mündige Subjekte und selbstbewusstes Handeln.
Bildung ist noch immer etwas kategorial anderes als Qualifikation.
Wenn man die Frage nach einem kulturellen und pädagogischen „Mehrwert“
der Geoweb-Anwendungen stellt, braucht man das Rad nicht neu zu erfinden.
Der Kommunikationswissenschaftler (und frühere Lehrer) Neil Postman hat
dazu einen Klassiker verfasst mit dem Titel „Das Verschwinden der Kindheit“
(1982); auf der Frankfurter Buchmesse 1985 machte er Furore mit dem Vortrag
„Wir amüsieren uns zu Tode“. Der Pädagoge Hartmut von Hentig schrieb einen
kongenialen Buchtitel „Das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit“ (1984,
vgl. auch 2002). Das ist nun ein Vierteljahrhundert her. Und wenn wir von einer
konstruktivistischen Denkweise her darin lesen, sind wir mitten im Thema „Wie
wirklich ist die Wirklichkeit?“, nur nicht mehr als Frage an die Zukunft zu stel-
len, sondern - im zweiten Jahrzehnt des 2.0-Jahrtausends - mittlerweile mit
gereifter praktischer Erfahrung.
Ich mache mir hier meine Gedanken als Lehrender mit jahrzehntelanger Er-
fahrung und Reflexion, aber eben auch mit einer entsprechend „alten“ Sozialisa-
tion und Individualität. Manchmal trifft man in den Generationen noch aufeinan-
der; die Alten dürfen bis zu ihrer Pensionierung Zensuren geben, die Jungen
dürfen über die Alten die Augen verdrehen („Haben alles, können nichts!“). Hier
wären also Macht und Gegenmacht am Werke; beides hilft nicht viel bei der
Besinnung über die konstruktive Frage nach dem Wozu und Wie. (vgl. Kanwi-
scher/ Schindler 2006).
Ich versuche meine Reflexion zu orientieren an fünf kleinen Fallgeschichten.
Diese Fälle sind nicht selbsterklärend, sondern wollen interpretiert werden. Von
daher sind sie offen für alle Beobachter jeder Generation und Denkweise.
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„Die Erde, unser Lebensraum“
Im Thüringer Lehrplan Geographie steht für die 5. Klasse, im Grunde genom-
men die allerersten Stunden im neuen Schulfach Geographie, die Stoffeinheit
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