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Weltwissen und/ oder Weltverstehen 2.0? Gedanken
zum Potenzial der
geoweb
-Techniken für die Bildung
Tilman Rhode-Jüchtern
Die (ehedem so genannten) neuen Medien haben einen Siegeszug am Markt und
im Alltag hinter sich, der jede kulturkritische Besinnung veraltet und unwirksam
erscheinen lassen könnte. Es gibt nur noch wenige Schaltstellen im Prozess der
Sozialisation und individuellen Menschwerdung, an denen überhaupt Einfluss zu
nehmen wäre, und das ist in bescheidenen Grenzen die Institution und Realität
Schule
1
. (Familien, häusliche Umgebung und Internet-Kinderschutz-Software
sind da womöglich längst überrollt.) Zum Beispiel ist das alltägliche
Tempo
junger Mädchen beim Verfertigen von SMS von außen gesehen schon fast artis-
tisch zu nennen - ist das nun eine Kulturtechnik? Über den vermutlichen
Inhalt
dieser SMS kann man sich zwar seine Gedanken machen, aber das bleibt irrele-
vant. Früher waren es auf dieser Ebene Zettelchen unter der Schulbank, heute
lustige Kürzel und automatisierte SMS-Wortvorschläge auf einen Klick. Und E-
Mailing ist betrieblich bereits ein Auslaufmodell, incl. einer verdichtenden In-
formationsphilosophie (s. Trendinformationen.de
2
). - Sie tun, was sie tun.
1 Allerdings hat der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan bereits 1968 (105f) erkannt,
dass die Kinder im „Niagara of data“ ihrer Lebenswelt eingeführt werden “to nineteenth-century
classrooms and curricula, where data flow is not only small in quantity but fragmented in pattern.
The subjects are unrelated. The environmental clash can nullify motivation in learning. (…) What is
indicated for the new learning procedures is not the absorption of classified and fragmented data, but
pattern recognition with all that that implies of grasping interrelationships.” (vgl. Kerckhove et al.
2008)
2 „www.Marketing-Trendinformationen.de/trends-zukunft/html“ vom 19.03.2011: „Büro: E-Mail
wird Auslaufmodell.“- Das bedeutet nicht den sofortigen Abschied von E-Mail. Aber dieses Medium
wird verdrängt durch die neueren Applikationen wie Twitter, Facebook oder Skype, die einige Vor-
teile bieten:
• Sie machen die Kommunikation schneller, weil der Sender sehen kann, was die Gegenseite ge-
rade tut, wo sie sich aufhält und ob sie kontaktbereit ist.
• Sie steigern die Reichweite der Nachrichten, weil sie in der Regel als Rundsendung an alle
Freunde verbreitet werden.
• Sie entbinden von einem wesentlichen Zeitfresser, den E-Mail mit sich bringt: dem Öffnen von
Anlagen.
• Sie zwingen zur Kürze und zur Beschränkung auf das Wesentliche, weil etwa Twitter nur 140
Zeichen pro Nachricht zulässt.“