Geography Reference
In-Depth Information
rung von Wissen. Die anfängliche weit verbreitete Skepsis bezüglich der Objek-
tivität und “Richtigkeit” der Beiträge aufgrund fehlender zentraler Regulierung,
muss sich zunehmend den Argumenten beugen, dass Qualität, Tiefe, Umfang
und insbesondere Aktualität der Einträge bereits seit einigen Jahren mindestens
gleichwertig zu konventionellen Enzyklopädien sind (Hammwöhner et al. 2007;
Giles 2005).
Das kartographische, und damit genuin räumliche Pendant zu diesem Phä-
nomen (user generated content) wird unter den Begriffen volunteered geographic
information (Goodchild 2007) und neogeography (Turner 2006) gefasst. Auch
hier erstellen und bearbeiten tausende von Nutzern geographische Daten und
Informationen in Kartenform, wobei das prominenteste Beispiel hierfür Openst-
reetmap ist. Neben der kollektiven und kollaborativen Erstellung solcher umfas-
sender Kartendienste, ermöglichen es einfache mapping tools im Hinblick auf
kartographische Visualisierungen, auch im Sinne jener neogeography, mit nur
geringem technischen Vorwissen konkurrenzfähige, professionell gestaltete
Karten zu erstellen. Die Konkurrenzfähigkeit zu klassischen oder institutionellen
Darstellungsweisen eröffnet die Möglichkeit eines empowerment. Es kommt zu
einer Umverteilung von Macht; als spatial empowerment können alltägliches
Geographiemachen (Werlen 1997) demokratisiert und etwa Raumplanungspro-
zesse offener gestaltet werden (Ramasubramanian 2010).
Mit dem Wegfallen der 'Sicherheit' des Wissens aus 'Expertenhand' geht
zugleich aber die Unsicherheit einher, Wissen jenseits altbekannter Autoritäten
neu werten zu müssen. Das web3.0 als semantisches Web verspricht Hilfestel-
lung (Wahlster 2007); es kategorisiert Information nach Deutungen, wobei Deu-
tungen jedoch prinzipiell menschlich gemacht, unein deutig , vielschichtig und
umstritten sind. Die Menschgemachtheit informationstechnischer Algorithmen
darf somit nicht aus dem Blick geraten. Nur dann kann die prinzipielle Deu-
tungsoffenheit durch die Möglichkeit, bestehende sozial konstruierte Regeln
effizienter zu hinterfragen und gegebenenfalls neu zu setzen, bewusst und mün-
dig eröffnet werden.
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geo@web in der Frage
Ohne Zweifel haben diese qualitativen und strukturellen Grundsätze der gegen-
wärtigen geo@web-Praktiken gehörige Konsequenzen für das Verhältnis zwi-
schen Mensch und Technik, für unser Menschenbild, unsere Alltagspraktiken
und somit für die Beziehung zwischen uns und unserer Umwelt - besonders in
räumlicher Bezugnahme. Folglich ergibt sich aus den umrissenen Veränderun-
gen auch die Notwendigkeit, die Selbstverständnisse und Konzepte der (wissen-
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