Geography Reference
In-Depth Information
Network) oder RFID (Radio Frequency Identification) beobachtet werden. An-
dererseits findet eine fortschreitende und disziplinübergreifende Durchsetzung
von Geographischen Informationssystemen (GIS) statt. Diese Entwicklungen
führen dazu, dass Orte selbst ihr Gepräge ändern (Fischer 2009), wie bereits
erörtert und in den Eingangsbeispielen gezeigt. So dienen digitale Globen und
sogenannte webmaps (wobei Google Earth und Google Maps hier nur die Spitze
des Eisbergs bilden) als Oberflächen mittels derer Informationen verortet wer-
den.
Diese visuelle Medienwelt durchdringt alltägliches Handeln und Welterfah-
ren. Die besondere Wirkmächtigkeit von Geovisualisierungen trägt wiederum zu
einer Naturalisierung von Deutungen, von gemachten Geographien, bei. Doch
auch jenseits der Explizierung in Geomedien spielt Räumlichkeit eine Rolle und
damit das Zusammenspiel von Geographie und web, geographischer Erkenntnis
und Deutungsproduktion. Denn zugleich werden Deutungen dadurch pluralisiert,
dass im web2.0 prinzipiell jeder Nutzer nicht nur konsumieren, sondern auch
produzieren und verbreiten kann. An die Stelle der anfänglichen one to many
Kommunikation im web, die an konventionelle Massenmedien erinnert, treten
nun Austausch und Kommunikation in mehr oder weniger komplexen Netz-
werkstrukturen. Informationen werden kollaborativ zusammengetragen mit weit-
reichenden Konsequenzen und Brüchen zu traditionellen Konzepten von Wis-
sensgenerierung, Expertenkulturen und Problem-'Lösungen'. Nicht mehr einzel-
ne, über gesellschaftliche Praktiken und die Professionalisierung ihrer Tätigkeit
legitimierte Institutionen und Anbieter stellen alleine Informationen bereit. Modi
und Regeln für Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse werden hierbei be-
ständig online reorganisiert. Das Monopol der Produktion von Wissen, Wertun-
gen und Deutungen wird auf diese Weise demontiert, nicht nur der Zugang,
sondern auch die Kommunikation von Information wird demokratisiert. Blogs
zeigen, wie neue Kriterien der Legitimation der Wissensproduktion und Glaub-
würdigkeit durch die beständige Feedbackkultur des Web emergieren. Da hierbei
Produzenten und Konsumenten von Informationen in der Konsequenz nicht
mehr strikt voneinander unterscheidbar sind, wird an dieser Stelle nunmehr vom
„Produtzer“ oder “Prosument” (engl. „produser“ oder „prosumer“) gesprochen
(Bruns 2008).
Eines der prominentesten, wenn auch genuin (noch) sehr beschränkt räumli-
chen Beispiele dieser neuen, dezentralen und fluiden Generierung von Wissen
und Informationen ist, hinlänglich bekannt, Wikipedia . Stellenwert und Funkti-
onsweise dieser Online-Enzyklopädie illustrieren jene neuen Modi stellvertre-
tend für zahlreiche andere Ansätze dieser Art. Jeder kann (Internetanbindung
vorausgesetzt) Artikel erstellen, bearbeiten, verändern und somit seine ganz
persönliche Expertise einbringen und teilhaben an der kollaborativen Generie-
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