Geography Reference
In-Depth Information
Die Berichte selber beinhalten in der großen Mehrheit Menschenrechts-
verletzungen aus dem „Besatzungsalltag“ im Westjordanland. Verhaftun-
gen, Formen von Landnahme und Zerstörung von Gebäuden sowie gewalt-
tätige Übergriffe durch jüdische Siedler stellen die dominierenden Ereignis-
Kategorien dar.
Die inhaltliche Rhetorik der Karte ist also sehr deutlich auf eine Kritik
an der israelischen Besatzung des Westjordanlandes fokussiert und richtet
sich an ein englischsprachiges, vermutlich internationales Publikum. Men-
schenrechtsverletzungen in Israel, wie beispielsweise die Diskriminierung
israelischer Araber oder Beschneidungen der Meinungsfreiheit linker israe-
lischer Aktivisten, finden in dieser Karte genauso wenig statt wie „innerpa-
lästinensische“ Menschenrechtsverletzungen, wie Verhaftungen und Folter
im Kontext des Machtkampfes zwischen Hamas und Fatah.
5.3 Diskussion
Eine wichtige Besonderheit von web2.0 Karten sind ihre multiplen Autoren-
schaften und komplexen Entstehungszusammenhänge. Darüber hinaus lassen
sich web2.0 Karten weder optisch noch zeitlich einfach fixieren. Sie sind inter-
aktiv und frei skalierbar. Zudem ändert sich der Karteninhalt über Zeit, da der
Datenstrom, der die Basis der thematischen Darstellung bildet, beständig verän-
derbar ist. Die Dekonstruktion von Karten nach Harley anhand von Woods und
Fels' Systematik von map und paramap ist damit zu einseitig auf eine Interpreta-
tion der fixen sichtbaren graphischen und textlichen Elemente der Karte fokus-
siert, um der Komplexität neuartiger Karten im Internet gerecht zu werden. Die
Visualität der web2.0 Karte, bzw. der sie rahmenden Internetseite, ist das Pro-
dukt des Zusammenspiels vieler Akteure und Technologien. Diese müssen bei
der Analyse mitberücksichtigt werden. Als systematischen Zugang schlagen wir
hierfür die Dreiteilung von Komposition, Basiskarte und den Inhalten der Karte
vor. Auf diese Weise wird es möglich, die Herkunft der verschiedenen Elemente
von web2.0 Karten zu lokalisieren und die anonyme, egalitär konnotierte crowd
bekommt ein Profil. Außerdem werden die Rollen von Soft- und Hardware deut-
lich und verbleiben nicht als black box . Eine solche Form der Analyse erlaubt
nicht zuletzt eine kritische Perspektive auf Machtkonstellationen und Hierar-
chien innerhalb der Entstehungszusammenhänge von web2.0 Karten.
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