Geography Reference
In-Depth Information
Das Physisch-Materielle wird einerseits durch Bedeutungszuweisung in Wert
gesetzt (Werlen 1995). Dieser In-Wert-Setzung ist auch eine sinnliche, vor allem
visuelle Dimension eigen. Das Sehen, die Beziehung zwischen dem Menschen
als “Augentier” und dem Gegenstand, kann dabei nicht ausschließlich auf ein im
Physisch-Materiellen vergegenständlichtes “Was” beschränkt werden, sondern
ist ein doppeltes Sehen (Zahnen 2006, Waldenfels 1995).
Die Ortsgebundenheit des Physisch-Materiellen zieht andererseits zugleich
die zunehmende „Renaissance des Ortes“ (Schroll et al. 2007) auch im Web
nach sich, denn das soziale Web bedarf einer engen Anbindung auch an den Ort,
da die handelnden Akteure ebenfalls leiblich und damit verortet sind. Erleichtert
wird dies durch die bereits ausgeführte augmented reality dank mobiler Techno-
logien. Grenzen zwischen lebensweltlichen und virtuellen Beziehungen ver-
schwinden, face-to-face-Kontakte und virtuelle Kontakte stehen gleichberechtigt
nebeneinander und stabilisieren sich sogar gegenseitig. Multiple Netzwerkstruk-
turen über das Internet sind somit inzwischen fest in unseren Alltag eingebettet.
Eine online stattfindende Diskussions- und Kommunikationskultur ermöglicht
die Einbeziehung zahlreicher Akteure, deren Vernetzung untereinander und
somit die Bündelung von Interessen und Meinungen.
Diese lebensweltliche Wirksamkeit des Web erzwingt eine zunehmende In-
tegrität der Person, wenn diese partizipieren will - Klarnamen oder kontinuierli-
che Pseudonyme im Web sind, im Gegensatz zur Anfangszeit, an der Tagesord-
nung. Fragen nach Datenschutz stellen sich in der Konsequenz neu - bis hin zur
Postulierung eines Endes der Privatsphäre (Schaar 2009). Gerade im Zusam-
menhang mit der zunehmenden Verortbarkeit auch von Personen erfahren diese
Fragen unter dem Begriff spatial privacy eine noch höhere Prägnanz (Armstrong/
Ruggles 2005).
Die Wiederentdeckung der Räumlichkeit zieht wiederum ein Bedürfnis nach
Geovisualisierung nach sich, das im geoweb seinen Ausdruck findet. Die Geo-
medien, die dieses geoweb ermöglichen und sichtbar machen, sind georeferen-
zierende Medien, die unsere Beziehung zu Anderen und unser Verhältnis zu
Raum und Ort soziotechnisch neu organisieren (Döring/ Thielmann 2009: 13).
Das geoweb stellt sodann eine markante Ausprägung der bereits nachgezeichne-
ten qualitativen und strukturellen Neuerungen im Rahmen von geo@web dar.
Die hohe geographische und geographiedidaktische Relevanz, die dem geoweb
zugesprochen wird, zeigt sich nicht zuletzt in der Etablierung der Mediengeo-
graphie (Döring/ Thielmann 2009). Die dafür maßgebliche Widergeburt des
Ortes (Staple 1997: 219 zit. in Döring/ Thielmann 2009) findet ihre Basis in
neuen medientechnologischen Innovationsschüben. Einerseits kann eine, sämtli-
che Lebensbereiche durchdringende, Ausweitung der Kartierungs- und Veror-
tungspraxen via GPS (Global Positioning System), WLAN (Wireless Local Area
Search WWH ::




Custom Search