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dieser Arbeiten im Hinblick auf das Endprodukt „Karte“ weitgehend den Positi-
onen der Kritischen Kartographie folgt, eröffnen sie für die Analyse der Produk-
tionsprozesse einen erweiterten Horizont. Mit Critical GIS rücken nunmehr auch
die Abläufe der Generierung von Datenmengen, deren mathematische Analysen
- kurz: die Technologie moderner computergestützter Kartenproduktion - in das
Blickfeld der sozialwissenschaftlich informierten Kartographie.
Die frühen Arbeiten der Kritischen Kartographie werden dafür kritisiert, dass
sie alleine auf Karten als Repräsentationen abheben, als symbolische Artefakte
(Dodge et al. 2009). In seinem Buch „ The Political Mapping of Cyberspace “ hat
Crampton (2003) bereits relativ früh und mit Referenz auf das im Entstehen
begriffene geoweb gefordert, nicht allein repräsentationalen Aspekten Aufmerk-
samkeit zu schenken. Pickles (Pickles 2004) versucht mit einem ähnlichen An-
satz Diskurse, Praktiken, Institutionen und ihre soziale Rolle zu analysieren.
Dies geschieht auf Basis einer poststrukturalistischen Perspektive, die Karten als
komplex, mehrdeutig und umkämpft begreift (Dodge/Kitchin 2007). Pickles
betont weiterhin, dass Karten nicht bloß die Welt repräsentieren, sondern gleich-
ermaßen produzieren, da sie Teil der Interaktionen zwischen Menschen und ihrer
Umwelt sind. Im Anschluss an non-represenational theories werden Karten in
zunehmendem Maß als fluid und unfixierbar begriffen. „Maps rather are under-
stood as always in a state of becoming; as always mapping; as simultaneously
being produced and consumed, authored and read, designed and used, serving as
a representation and practice; as mutually constituting map/space in a dyadic
relationship” (Kitchin et al. 2009: 17). Dieses dynamische und mehrdimensiona-
le Verständnis von Karten bietet einen hilfreichen Zugang zu web2.0 Karten, die
sich durch ihre kollaborative Dynamik und Interaktivität in einem dauerhaften
Entstehungsprozess befinden.
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Kritische Kartographie in Zeiten des geoweb
Das zunehmend heterogene Feld der Kritischen Kartographie bietet einen wert-
vollen, jedoch nicht ausreichenden Einstieg in eine kritische Auseinandersetzung
mit web2.0 Karten. Lässt sich die Kritik an repräsentationalen Theorien der
Kritischen Kartographie auch auf traditionelle Formen der Kartographie anwen-
den, so wird eine Perspektive, die lediglich auf das Endprodukt der (gedruckten)
Karte blickt, unter den Bedingungen zunehmend kollaborativ erstellter und be-
ständig veränderter Karten höchst problematisch. Gleichwohl werden strukturel-
le Beschränkungen, Macht und Verharrungskräfte in jüngeren, post-
repräsentationalen Ansätzen kaum thematisiert. Wir schlagen deshalb vor an den
Arbeiten von repräsentationstheoretischen Autoren anzusetzen und diese in einer
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