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Betsimisaraka ist es fremd. Doch auf
Ste. Marie wird es unter dem Namen
Mampandimandry gefeiert. Die Ge-
sänge der Sakalava sind sonst nur an
der Westküste zu hören - und auf No-
sy Boraha. Ein ebenfalls von den Sa-
kalava stammender Ritus (dort Tromba
genannt) ist die Rasariana, ein Kult zur
Heilung Kranker. Mit Gesängen, Zau-
berei und viel Alkoholgenuss wird
Kontakt zu den Seelen der Ahnen auf-
genommen und um deren Fürsprache
bei Schöpfergott Zanahary gebeten.
Bevor die Insel kolonisiert wurde,
diente sie Piraten ebenso wie Piraten-
jägern der französischen und engli-
schen Marine als Stützpunkt. Die be-
rühmten Seeräuber David Williams,
Thomas White und William Kidd sollen
Schätze und auch eine reiche kaffee-
braune und blauäugige Nachkom-
menschaft auf der Insel hinterlassen
haben. Schaut man sich die Gesichter
vieler „Ste. Mariens“ - wie sich die In-
selbewohner nennen - genauer an, so
glaubt man das gern.
Frankreich war über das gute Ein-
verständnis zwischen einheimischer
Bevölkerung und den Jägern von mit
Kolonialwaren beladenen Frachtschif-
fen im Indischen Ozean natürlich nicht
glücklich und rüstete immer wieder
Flotten aus, um dem Spuk rund um
Ste. Marie (das ist der üblicherweise
benutzte Name und für uns „Vazaha“
auch einfacher auszusprechen) ein En-
de zu machen. Aber erst 1750 fasste
Frankreich auf Nosy Boraha (Ste. Ma-
rie) erstmals Fuß, als der französische
Freibeuter La Bigorne (bürgerlich:
Jean Onésine Fîlet ) König Ratsimilahos
Tochter Bety an der madagassischen
Ostküste heiratete. Prinzessin Bety hat-
te Nosy Boraha (Ste. Marie) von ihrem
Vater geschenkt bekommen, der ein
großes Reich an der Ostküste be-
herrschte. Nach ihrer Hochzeit mach-
te sie die Insel ihrem französischen
Ehemann zum Geschenk, der aber
nicht die Absicht hatte, Inselkönig zu
werden. Gewinnbringend gab er sie
an die französische Kolonialverwal-
tung weiter, die dem fröhlichen See-
räubertreiben auf der Insel ein blutiges
Ende bereitete. Allerdings fanden die
Ste. Mariens das Leben mit den Pira-
ten, mit denen sie Schätze und Töch-
ter teilten, schöner und warfen die Ko-
lonialisten schon nach ein paar Jahren
wieder raus. Sie hatten auch von Köni-
gin Bety genug, die Ste. Marie mit den
französischen Verwaltern zur Gewürz-
insel machen wollte. Im Gegensatz zu
den meisten Franzosen, die umge-
bracht wurden, konnte sie nach La
Réunion fliehen. Es dauerte weitere
fünfzig Jahre, bis eine starke französi-
sche Streitmacht auf Ste. Marie landen
und endgültig die Macht übernehmen
konnte - die Piratennester waren
schnell ausgeräumt. Da Plantagen loh-
nender auf dem flachen Land an der
madagassischen Ostküste anzulegen
waren, machte man die Insel zur Sträf-
lingskolonie. Und das blieb sie bis
kurz vor der Unabhängigkeit Mada-
gaskars im Jahr 1960.
Ambodifotatra
Die wörtliche Übersetzung des Na-
mens der Hauptstadt an der Westküs-
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