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Naturerlebnisse pur
ins 220 km entfernte Miandrivazo, einem
verlassenen Nest ohne besondere Attraktio-
nen. Unterwegs wird der Ratschlag von Klaus
Sperling befolgt, Strohhüte direkt beim Her-
steller zu kaufen, die Schutz vor der sengen-
de Sonne bieten werden.
Am Flussufer wartet bereits Chef-Pirogier
Johary Georget vom Volksstamm der Antai-
saka an der Ostküste, mit dem Klaus Sperling
seit einigen Jahren gut zusammenarbeitet. Je-
der andere wäre sicher angesichts der ge-
wichtigen Passagiere und des Gepäckberges
ins Grübeln geraten, doch Johary und seine
Kollegen sind wahre Künstler im Verstauen.
700 Kilogramm und mehr könne eine Piroge
locker befördern, erzählt der erfahrene
Bootsführer. Zwischen fünf und 15 Jahren, je
nach Holzart, Bauqualität und Wartung, wer-
de ein solches Boot eingesetzt, das immerhin
rund 400.000 Ariary (umgerechnet 180 Euro)
kostet. Die Rucksäcke bilden die Rückenleh-
nen für die Passagiere. Sperling teilt Sonnen-
schirme und - als besonderen Clou - Sitzkis-
sen, aus. Dann kann das 21-köpfige Team in
„See“ stechen.
Eine Dusche unter einem stattlichen Was-
serfall am zweiten Reisetag, Picknick unter
mächtigen Mangobäumen, Zelten auf kilo-
meterlangen Sandbänken, Lagerfeuerroman-
tik unter südlichem Sternenhimmel, exotische
Früchte bis zum Abwinken, frische Tilapia
oder Karpfen aus dem Fluss und der einhei-
mische Rum, der abends nach dem gemein-
samen Lageraufbau serviert wird - für alles
ist bestens gesorgt.
Tagsüber kreisen schwarze Milane am
Himmel, Fisch-, Kuh- und Seidenreiher, Eisvö-
gel, Gabelschwanzdrongos, Kaptäubchen,
Bienenfresser, Vasa-Papageien oder Grau-
köpfchen sind ständige fliegende Begleiter.
Lediglich Krokodile, die es hier geben soll
und die gejagt werden, halten sich vornehm
zurück und bleiben in ihren Verstecken.
Schildkröten erweisen sich, ähnlich wie die
Touristen, als wahre Sonnenanbeter. Ein statt-
liches Chamäleon im Ufergebüsch erlebt
wohl das erste Blitzlichtgewitter seines Le-
bens. Ansonsten durchbricht lediglich das
gleichmäßige Eintauchen der Paddel ins
„Salu vazaha!“ Diese freundliche Be-
grüßung durch die vielen Kinder entlang
der 160 km langen Flussroute im Bereich
des „Wilden Westens“ von Madagaskar
dürfte den Teilnehmern einer von dem Bad
Dürkheimer Klaus Sperling geleiteten in-
ternationalen Reisegruppe sicher noch lan-
ge in den Ohren klingen. Wo die Teilneh-
mer auch auftauchen, werden sie von fröh-
lichen Mädchen und Jungen herzlich will-
kommen geheißen. Die „vazaha“ (bedeu-
tet „Fremder“, „Weißer“) sind in der abge-
legenen Region eher selten anzutreffen,
und so stellt deren Ankunft stets eine will-
kommene Abwechslung dar.
Klaus Sperling (52), seit zwölf Jahren auf
seiner persönlichen Trauminsel zu Hause
und verheiratet, hat sich mit seinem Reise-
büro Roadhouse voyages auf herrliche
Flussfahrten auf dem bis zu mehrere hun-
dert Meter breiten Tsiribihina bis hin zu
den Tsingy de Bemaraha (Kalksteinnadel-
Gebirge) und auf Wanderungen zu den Za-
fimaniry-Dörfern im Hochland, in denen
die bekanntesten Holzschnitzer der Insel
leben, spezialisiert.
Insbesondere die von Mitte Februar bis
Dezember mögliche viertägige Fahrt in
Pirogen, den aus einem einzigen Baum-
stamm gefertigten, bis zu zwölf Meter lan-
gen Booten, ist ein Geheimtipp. Ausgangs-
punkt und erster Treffpunkt ist die Edel-
steinmetropole Antsirabe, 170 km südlich
der Hauptstadt Antananarivo, und hier das
Restaurant Manambina (bedeutet „Glück“)
des Idar-Obersteiner Edelsteinhändlers Die-
ter Heiderich und seiner einheimischen Le-
bensgefährtin Liliane Harilalao. Die bevor-
stehende Tour, die Teamgeist erfordert,
wird besprochen. Die Stimmung ist gut, die
Vorfreude groß. Die Teilnehmer der Reise-
gruppe einigen sich auf Englisch als ge-
meinsamen sprachlichen Nenner.
Mit einem 22-sitzigen Reisebus, auf des-
sen Dach sich Gepäck und Ausrüstung gen
Himmel türmen, geht es auf guter Straße
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