Travel Reference
In-Depth Information
Königsfamilien der Sakalava liegen. Für
europäische Besucher ist die Insel ei-
gentlich fady. Wer sie besuchen möch-
te, was durchaus möglich ist, muss
sich eine ortskundige Begleitung su-
chen, die die Verhaltensregeln kennt.
Nosy Faly und die Halbinsel Ambaro
sind mit dichtem Urwald bewachsen;
es gedeihen vielerlei tropische Früch-
te, in den Wäldern leben Wildschwei-
ne, in den Küstengewässern riesige
Fischschwärme.
Wenige Kilometer vor dem Errei-
chen der Insel Nosy Faly zweigt links
ein gepflegter Fahrweg ab, auf dem
man den weiten, weißen Sandstrand
Cinéma malgache
durch den verbliebenen Türspalt zwängen
kann. Diese Vorsichtsmaßnahme ist auch
notwendig, denn nun folgt ein kaum be-
schreibbares Drücken und Drängen. Die
Billetverkäufer tun ihr Möglichstes, dem
Geschiebe standzuhalten. Tropfenweise
zwängen sich die Leute unter Bezahlung ih-
res Obolus von 500 FMG durch die Tür. Ei-
ne Altersgrenze scheint nicht zu existieren:
Kind und Kegel werden zum Abendereig-
nis mitgenommen. Schon bald sind alle
Sitzgelegenheiten besetzt, und noch immer
will der Strom der Zuschauer nicht versie-
gen. Die Leute beginnen sich entlang der
Wand oder hinter den Bänken aufzustellen.
Der Saal ist mit über zweihundert Personen
prall gefüllt, als die Türen endgültig ge-
schlossen werden und der Film beginnt.
Der Film ist absolut unsäglich, die Bild-
qualität miserabel, und der kaum ver-
ständliche Ton trägt auch nicht gerade zu
unserem Vergnügen bei. Die meisten Zu-
schauer verstehen kaum etwas - der Film
ist in französischer Sprache -, dies scheint
sie aber auch nicht weiter zu kümmern. Im
Gegenteil: Sie schwatzen, rauchen und fie-
bern mit.
Als wir bald Hunger bekommen, be-
schließen wir, den Saal zu verlassen. Die
Gewissheit, mindestens zwei Personen
durch das Überlassen unserer Sitzplätze
glücklich zu machen, erleichtert uns den
Abgang.
Am nächsten Morgen treffen wir Al-
phons auf der Straße. Auf die entsprechen-
de Frage meint er, ja, der Film habe ihm
sehr gut gefallen …
Von Sanne Friedrich und Thomas Meier
Von Alphons haben wir gehört, dass an die-
sem Abend ein Film im Dorfkino gezeigt
wird. Als wir unser Erstaunen darüber aus-
drücken, dass es in diesem kleinen Dorf ein
Kino gibt, berichtigt er uns, dass es sich um
ein Videokino handle. Obschon uns der Ti-
tel des Films - „Commando Leopard“ -
nicht gerade begeistert, entschließen wir
uns, hinzugehen.
Der Film ist auf halb sechs angesetzt, und
so finden wir uns zu dieser Zeit im ehemali-
gen Schulgebäude ein. Einige Kinder spie-
len im Raum, aber von Kino ist weit und
breit nichts zu sehen. Doch schon bald
schleppen einige Männer einen Fernseher,
einen Videorecorder und einen Stromge-
nerator über den Dorfplatz und beginnen
mit dem Installieren. Bänke und Stühle wer-
den aufgereiht, und sogar eine Glühbirne
wird in die verwaiste Lampenfassung über
der Tür geschraubt. Unterdessen hat sich
der Raum allmählich gefüllt, und die guten
Plätze in der Nähe des Bildschirms sind be-
setzt. Als die Organisatoren mit ihren Instal-
lationen zufrieden sind und der Generator
durch gleichmäßiges Rattern sein Funktio-
nieren kundtut, wird der Saal geräumt. Nur
wir beide genießen einmal mehr den „Va-
zaha-Bonus“ und dürfen den nun begin-
nenden Billetverkauf vom bequemen Sitz
aus beobachten.
Die Türen werden so weit geschlossen,
dass sich höchstens noch eine Person
Search WWH ::




Custom Search