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Manakara erreicht der Zug schließlich
die Küstenebene. Wäre es 15 Uhr,
wenn der Zug planmäßig in Manakara
eintreffen sollte, sähe man am Hori-
zont die Dünen auftauchen. Aber es
ist oftmals fast schon Mitternacht, die
madagassischen Passagiere schlafen
tief und fest, die „Vazaha“ kämpfen
mit dem Schlaf, wollen nichts verpas-
sen und vor allem dieses merkwürdige
Leben in Madagaskar verstehen.
Die Stadt ist Hauptort der Region
Vatovavy Fitovinany. Die Bevölke-
rung (meist Antaimoro) wuchs von
knapp 20.000 im Jahr 1975 auf heute
geschätzte knapp 40.000. Seit der Fer-
tigstellung der Eisenbahn von Fiana-
rantsoa im Jahr 1936 war Manakara
ein bedeutender Umschlagplatz mit
einem wichtigen Hafen, der heute al-
lerdings einen Dornröschenschlaf hält.
Der Flughafen nördlich der Stadt, des-
sen Landebahn die Schienen der Bahn
kreuzt, verbindet Manakara außerhalb
der Regenzeit auf dem Luftweg mit
der Außenwelt. Das Straßennetz der
weitläufigen Stadt wird nach und nach
ausgebaut, die Verbindungsstraße
Richtung Ranomafana und Fianarant-
soa ist in einem guten Zustand.
Manakara wirkt sehr großzügig mit
seinen breiten Straßen ohne viel Ver-
kehr und den Villen mit freundlichen
Gärten rundherum. Die Entfernungen
in der Stadt sind groß, sodass die
überall wartenden Pousse-Pousse
ideale Transportmittel sind. Die Stadt
gliedert sich in zwei grundsätzlich ver-
schiedene Teile. Im südlichen, genannt
Tanambao, befinden sich der Bahn-
hof, die Hauptpost, verschiedene Ho-
tels und Verwaltungsgebäude, der
Markt und Taxi-Brousse-Haltestellen.
Der nördliche, großzügigere Teil wird
Manakara Be genannt und liegt am
Nordende einer Halbinsel, zwischen
Canal des Pangalanes im Westen und
dem Indischen Ozean im Osten. Über
den Kanal führt eine einspurige Eisen-
trägerbrücke auf die kilometerlange
Landzunge, auf der zwei schöne Al-
leen verlaufen. Hier liegen die Wohn-
häuser der reichen Städter - Europäer
und Chinesen, die riesige Plantagen
von Gewürznelken, Pfeffer, Litschis,
Reis und Kaffee betreiben. Die land-
wirtschaftlichen Produkte der frucht-
baren Region des Südostens werden
über den einst zweitgrößten Hafen
des Landes exportiert oder nach Toa-
masina (Tamatave) und von dort in die
Hauptstadt gebracht.
Obwohl die Bevölkerung Manakaras
mehrheitlich dem Stamm der Antai-
moro angehört, der sich zum Islam
bekennt, beherrschen auch diese
Stadt die hohen Kirchen verschiede-
ner Konfessionen. Moscheen findet
man nicht. Es herrscht hier eine eigene
Art von Islam, der über Hunderte von
Jahren in die madagassische Glau-
benswelt integriert, von ihr beeinflusst
und geformt wurde. Nur wenige alte
Männer sind noch in der Lage, den in
Sorabe, einer ans Arabische erinnern-
den Sprache, verfassten Koran zu le-
sen. Von einem Drang nach Bekeh-
rung der „Ungläubigen“, der manchen
islamischen Gruppierungen eigen ist,
spürt man nichts. Anders die christ-
lichen Kirchen, die noch dazu finanzi-
ell gut ausgestattet sind: Aggressiv ge-
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