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Mit dem „Zug des
Lebens“ durch
den Dschungel
getrocknete Fische, knallrote Würstchen,
Mandarinen, diverse Bananensorten und
Kuchen.
Gebaut wurde an der 163,4 km langen
Strecke von 1926 bis 1936. Es gibt 67 Brü-
cken und 48 Tunnel, der längste zwischen
den Stationen Ranomena und Andrambo-
vato ist mehr als 1 km lang. Pro Jahr waren
etwa 5000 Männer beschäftigt - insgesamt
mehrere Tausend sollen bei den Arbeiten
ums Leben gekommen sein.
Viele der Gleise kamen aus dem Elsass
oder auch als Kriegsabgaben aus Deutsch-
land und wurden per Schiff von den Fran-
zosen, die bis 1960 die Kolonialherren wa-
ren, nach Madagaskar gebracht. Am 1.
April 1936 wurde die Strecke mit einer Son-
derfahrt von Manakara nach Fianar eröff-
net. Seitdem ist der „Zug des Lebens“ un-
terwegs, auch um Kranke in den nächsten
Ort zu bringen.
Der Zug fährt dienstags, donnerstags
und samstags um 7 Uhr von Fianarantsoa
nach Manakara, mittwochs, freitags und
sonntags um 6.45 Uhr von der Ostküste
zurück ins Hochland. Für die Fahrt von Fia-
nar in Richtung Manakara sollten Touristen
wegen der Aussichtspunkte einen Platz auf
der linken Seite buchen. 3 km nach der
fünften Haltestelle sollte man sich dagegen
auf der rechten Zugseite aufhalten, um den
Mandriampotsy-Wasserfall nicht zu ver-
passen. Die Sitzplätze können jetzt auch
per Mail bei Madame Cynthia gebucht
werden: fce@blueline.mg.
Eine Fahrt mit dem „Dschungelexpress“
von Fianarantsoa im Hochland von Mada-
gaskar zur Ostküste nach Manakara ist wie
eine Reise in die Vergangenheit. Für die
Strecke von 163,4 km braucht der Zug min-
destens acht Stunden. Die Abfahrt ist um
7 Uhr vom Bahnhof in Fianarantsoa, die
Gäste können auch meist schon gegen
6.30 Uhr im Waggon der 1. Klasse oder -
mit allerlei Getier und Gerüchen - in der
„Holzklasse“ Platz nehmen. Auf die Diesel-
lok aus den 1930er Jahren müssen sie aber
noch warten. Mit etwas Glück und lautem
Pfeifsignal geht es dann tatsächlich pünkt-
lich gen Osten. Holpert der Zug erst mit
rhythmischem Rattern aus dem Bahnhof,
lässt sich die Landschaft genießen, die aus
dem Morgennebel auftaucht.
Zeitweise scheinen Bananenstauden und
riesige Farne in die Abteile zu wachsen.
Während der Tour ist wegen der Masten
und Tunnel Vorsicht beim Hinauslehnen
geboten. Fotografen kommen voll auf ihre
Kosten. Der enge Kontakt mit der Bevölke-
rung auf den Bahnhöfen, die vielfältigen
Grüntöne der Reisfelder oder im Regen-
wald und die satten Farben der Früchte bie-
ten zahlreiche Motive.
Im Gepäckwagen hinter der Lok geht es
geschäftig zu, damit alles an der richtigen
Haltestelle ein- oder ausgeladen werden
kann. Für Gaudi sorgt ein riesiges Mutter-
schwein, das die Transportkiste zertrüm-
mert und am Zielpunkt dem Besitzer mit
lautem Gequieke entwischt. Reparaturma-
terial wird stets mitgeführt, da man nie
weiß, ob es einen Erdrutsch gab, Gleise
heimlich ausgebaut wurden oder die Lok
den Geist aufgibt.
An jeder Haltestelle bieten meist Frauen
und Kinder all das an, was die Region zu
bieten hat: Backwaren aus Reis oder Mais
in Bananenblättern, gekochte Flusskrebse,
Hinweis: Am 22. Juli 2009 ereignete sich
bei der Einfahrt in den kleinen Bahnhof von
Sahambavy rund 20 km vor Fianarantsoa
ein folgenschwerer Unfall: Warum auch
immer war der Zug auf ein Nebengleis mit
einer anderen Spurweite geleitet worden,
sodass etliche Waggons entgleisten und ei-
ner sich sogar überschlagen haben soll. Die
traurige Bilanz: sechs Tote und 30 zum Teil
schwer Verletzte, darunter aber keine Aus-
länder. Wenige Tage nach dem Vorfall wur-
de der Fahrbetrieb wieder aufgenommen.
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