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sein, wie prachtvoll sich die Betsileo
kleiden können, die in ihrer löchrigen
und verschmutzten Alltagskleidung
doch so arm aussehen!
Fianarantsoa mit weit über 150.000
Einwohnern ist die Hauptstadt des
Stammes der Betsileo, ein Rang, den
im 18. Jahrhundert Ambositra innehat-
te. Doch zerstörte Merina-König Rada-
ma I. Ambositra vollständig, da die
Stadt sich erbittert gegen seine Erobe-
rungsfeldzüge in alle Himmelsrichtun-
gen gewehrt hatte. Erst einige Jahr-
zehnte danach gründete Königin Ra-
navalona I. Fianarantsoa als Verwal-
tungszentrum aller Neueroberungen
der Merina im Süden und Osten des
Landes und setzte als Stadthalter Bet-
sileo ein, die sich als besonders tatkräf-
tig und tüchtig erwiesen. Viele christ-
liche Religionsgemeinschaften grün-
deten Missionsstationen und Kirchen,
die bis heute das Stadtbild von Fiana-
rantsoa prägen. Zunächst hatte die
anglikanische Kirche die Oberhand,
da sie von Radama I. - als Gegenleis-
tung für die von England geleistete Mi-
litärhilfe bei seinen Eroberungszügen
- gefördert wurde. Später, in der fran-
zösischen Kolonialzeit, richtete sich
die katholische Kirche ein und es wur-
de bei der Oberschicht „Mode“, sich
katholisch taufen zu lassen und nach
katholischem Ritus zu heiraten. Wie in
Europa befehdeten sich auch in Mada-
gaskar die verschiedenen christlichen
Religionsgemeinschaften auf das Hef-
tigste und versuchten mit den Mächti-
gen zu kooperieren. Und das christ-
liche Wettrennen um die Seelen der
Madagassen ist noch längst nicht ent-
schieden. In den vergangenen Jahren
entstanden vorwiegend in armen Ge-
genden mehr und mehr Einrichtungen
amerikanisch-protestantischer Religi-
onsgemeinschaften, bei denen die
Rettung der Seelen Ungläubiger und
soziale Hilfeleistungen bis heute eng
miteinander verknüpft sind.
Die Stadt ist in drei Ebenen erbaut:
Am höchsten Punkt der „Oberstadt“
lag früher der Rova, den sich Königin
Ranavalona I. hatte errichten lassen. Er
ist zerfallen, wo er stand, befindet sich
heute eine Radiostation. Anglikani-
sche und katholische Kirchen überra-
gen kleine Stadthäuser. In der mittle-
ren Ebene („Nouvelle Ville“) hat die
Kolonialmacht rechtwinklige und weit-
räumige Straßen angelegt und ein
neues Verwaltungszentrum aufgebaut.
Die meisten neuen Hotels der Stadt
und moderne Büros befinden sich
hier. Die „Unterstadt“ mit vielen klei-
nen Geschäften und dem Bahnhof ist
ein quirliges Zentrum mit Markt, Taxi-
Brousse-Stationen und einigen preis-
werten Hotels. Architektonisch ragen
die breite koloniale Prachtallee und an
ihrem Ende das Bahnhofsgebäude
heraus.
Das Umland der Stadt ist ein wichti-
ges landwirtschaftliches Zentrum.
Neben Reis, der auf kunstvoll angeleg-
ten Terrassen angebaut und von kom-
plizierten Gräben bewässert wird,
wachsen Mais, Maniok, Kartoffeln, die
verschiedensten Gemüsesorten sowie
Kaffeebohnen, Weintrauben und Zu-
ckerrohr. Viele Weinberge produzie-
ren über eine Million Liter Wein und
Champagner jedes Jahr. Daneben
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