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Die madagassische Religion kennt
keine Kirchen oder Tempel. Es gibt
stattdessen heilige Orte in der Natur,
an welchen Gottesdienste, Opferun-
gen oder Gedenkfeiern abgehalten
werden. Bäume, Grabstätten, Findlin-
ge und auffallende Naturgegebenhei-
ten wie Felsspalten, Seen, Höhlen,
Wasserfälle oder Schluchten haben oft
sakrale Bedeutung ähnlich unseren
Kirchen. Madagassen, die außerhalb
ihres Stammesgebietes reisen, wissen
wie wir oft nicht, ob sie sich an einem
heiligen Ort befinden. Um Verhaltens-
fehler dennoch zu vermeiden, werden
sie durch ein Gespräch mit Einheimi-
schen versuchen, herauszufinden, ob
es Regeln („Fadys“) gibt, die zu be-
achten sind. Von uns Europäern wird
das zwar nicht erwartet, wir sollten
aber Fadys beachten, soweit sie uns
bekannt sind. Wer auf einer langen
Autofahrt eine Pinkelpause einlegt,
sollte sich vergewissern, ob der Baum,
an dem er sich erleichtert, kein „heili-
ger“ ist. Oft erkennt man das daran,
dass in den Ästen oder um den Stamm
ein weißes Tuch befestigt ist. Sollte Ih-
nen das Missgeschick passieren, dass
die Wand, hinter der Sie sich zur Not-
durft versteckt haben, ein Grabmal ist,
dürfen Sie sich nicht wundern, wenn
jemand empört angerannt kommt und
Geld von Ihnen verlangt. Eine Verun-
reinigung des Grabes kann nur durch
das Opfer eines Zeburindes getilgt
werden, das vom Frevler zu stiften ist.
Wundern Sie sich nicht, wenn zur
Begrüßung Ihre rechte Hand von ei-
nem madagassischen Gastgeber mit
beiden Händen ergriffen und freund-
lich geschüttelt wird. Dies ist eine
Form der Begrüßung, die nur beson-
ders geehrten - meist älteren - Perso-
nen entgegengebracht wird.
Grabstätten sollten Sie nur mit Ge-
nehmigung und am besten in Beglei-
tung besuchen. Erkundigen Sie sich
beim „Président du Fokontany“ oder
„Raymandreny“ (Dorfältesten) des
nächstgelegenen Dorfes nach zu be-
achtenden Verhaltensregeln.
Nach der Ankunft in einem abgele-
genen Dorf sollten Sie nach dem „Pré-
sident du Fokontany“ fragen, wenn Sie
über Nacht bleiben wollen. Erläutern
Sie, warum Sie da sind, wer Sie sind,
woher Sie kommen, und zeigen Sie
Ihren Pass. Machen Sie klar, dass Sie
ein ganz normaler Mensch sind, und
fragen Sie nach einer Möglichkeit zu
übernachten oder ein Zelt aufzubau-
en. Wenn der Präsident den Eindruck
gewinnt, dass Sie nichts zu verheim-
lichen haben, wird er Sie als Gast der
Dorfbewohner begrüßen, die ge-
spannt beobachten, wie das Gespräch
ausgegangen ist. Bittet Sie ein Dorf-
bewohner in seine Hütte, seien Sie
nicht misstrauisch. Vermutlich möchte
er wissen, woher Sie kommen und wie
Sie leben und ist bereit, Ihnen die glei-
chen Auskünfte zu geben. Er stellt Ih-
nen seine Familie vor, zeigt Ihnen sein
Haus und wird Ihre für ihn so fremde
Art tolerieren. Werden Sie gar zu einer
Mahlzeit eingeladen, ist es üblich, sich
mit einem Geschenk dankbar zu zei-
gen. Von einem Europäer wird eine
großzügige Gabe erwartet, da man -
zu Recht - davon ausgeht, dass er sich
das leisten kann. In Städten kann ein
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