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situationen erscheint nicht nur als
plump, es kann auch als Missachtung
und Geringschätzung der Madagas-
sen empfunden werden - und nicht
selten ist es das tatsächlich. Wenn Sie
Höflichkeitsformen anwenden, die
auch bei uns gegenüber einem Gast-
geber üblich sind, werden Sie es in
Madagaskar leicht haben und zudem
ein guter Botschafter Ihres Heimatlan-
des sein.
Sprechen Sie einen Fremden mit der
einheimischen Höflichkeitsform „aza-
fady“ an (gesprochen „asafat“, mit
stimmhaftem s), und kommen Sie erst
nach ein paar freundlichen Sätzen
über das Wetter und die Familie und
sich selbst zu Ihrem eigentlichen The-
ma. Älteren Menschen und Frauen ge-
genüber sollte man sich zusätzlich
leicht verneigen.
Lernen Sie die madagassischen
Worte für „Guten Tag“ und „Auf
Wiedersehen“ (siehe Anhang), und
wenden Sie diese auch an. Niemand
erwartet, dass Sie perfekt Madagas-
sisch können, doch man empfindet es
als angenehm, nicht mit dem an die
Kolonialzeit erinnernden französi-
schen „bonjour“ und „au revoir“ ange-
sprochen zu werden.
Bei vielen Gelegenheiten werden für
unser Zeitgefühl langatmige Anspra-
chen („kabary“) gehalten, in denen
der Redner betont, wie gering seine ei-
gene Bedeutung sei, in der er um Ver-
zeihung bittet, sich in den Vorder-
grund zu drängen, und um Erlaubnis
bittet, sein Anliegen vorzutragen. Erst
dann bringt er den Gegenstand seiner
Rede vor und beleuchtet ihn peinlich
genau aus den verschiedensten Blick-
winkeln, denn es soll jedes Missver-
ständnis ausgeschlossen werden. Zei-
gen Sie keine Ungeduld, auch wenn
Sie den Sinn der Rede nicht verstehen,
und beginnen sie kein Flüstergespräch
im Hintergrund.
Wenn mehrere Menschen in einer
Gruppe gemeinsam gehen, ist darauf
zu achten, dass Jüngere nicht vor Äl-
teren, dass Männer nicht vor Frauen
gehen. Lassen Sie Ihr Gepäck nur von
Männern tragen, die jünger sind als
Sie. Wenn Ihnen ein solcher Dienst
von Frauen oder älteren Männern an-
geboten wird, sollten Sie freundlich,
aber entschlossen die schwersten Ge-
päckstücke ergreifen und zeigen, dass
Sie sich nicht vor der Arbeit drücken
wollen. Das gilt natürlich nicht gegen-
über professionellen Gepäckträgern
etwa am Flughafen oder im Hotel.
Vom Gast einer Einladung wird ein
angemessenes Geschenk erwartet.
„Vazaha“ (wie wir Europäer oder
„Weiße“ allgemein genannt werden)
können es in Form einer Geldspende
entrichten. Es ist eine traditionelle Sit-
te, sich an den Kosten für eine Feier
oder ein Fest zu beteiligen, an der/
dem man teilnimmt.
Buchtipps:
Harald A. Friedl
Respektvoll reisen (Praxis-Ratgeber)
Albrecht G. Schaefer
KulturSchock Madagaskar
(beide Bände R EISE K NOW -H OW Verlag)
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