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ferten Regeln den Vorrang gaben,
auch wenn dies zu Bestrafungen durch
die staatliche Autorität führt(e).
abhängig von der Gemeinschaft völ-
lig unmöglich. Der Ausschluss aus
dem Familiengrab und damit aus dem
Zusammenhang der Familien- und
Stammesgemeinschaft ist eine fast un-
vorstellbar harte Strafe - weit schlim-
mer als der Tod selbst.
Der Tod in der Vorstellungs-
welt der Madagassen
Ein wenig von oben herab und in der
Überzeugung, die „bessere“ oder
„überzeugendere“ Religion zu besit-
zen, wird der Glaube Madagaskars bei
uns als „Ahnenkult“ bezeichnet. Rich-
tig ist, dass die Verstorbenen im Leben
und Denken der Madagassen tatsäch-
lich eine wichtige Rolle spielen. Das
Wort „Kult“ aber hinterlässt den un-
guten Beigeschmack von „Primitivität“
oder „Aberglaube“.
Ein Madagasse - auch wenn er
christlich getauft ist oder dem Islam
angehört - glaubt an die Unsterblich-
keit des menschlichen Geistes und
der Seele. Im Moment des Todes oder
in den darauf folgenden Wochen und
Monaten trennen sich Geist und Seele
vom Körper. Nur der Körper geht bei
der Begräbniszeremonie „aus der
Holztür des Wohnhauses, um in die
Steintür des Grabes einzutreten“,
Geist und Seele leben weiter. Die Vor-
stellung einer Belohnung oder Bestra-
fung nach dem Tode, vergleichbar den
Bildern von Himmel und Hölle im
Christentum, existiert bei den Mada-
gassen nicht. Die Seelen der Verstor-
benen reisen alle in das gleiche Land
der Schatten und beobachten von
dort das Leben ihrer Nachkommen.
Ebenso wie im diesseitigen Leben ist
nach dieser Glaubensvorstellung auch
im jenseitigen Leben eine Existenz un-
Das Begräbnis
Die Toten werden bei den meisten
Stämmen des Hochlandes in einem
großen Familiengrab beigesetzt, das
Razana genannt wird. Unter anderem
erfüllen diese Gräber die Funktion von
Kultstätten, ähnlich unseren Kirchen.
Das Begräbnis ist keine Trauerfeier,
sondern eine Feier der Umwandlung
des Menschen vom körperlichen Da-
sein zum Dasein als reine Seele. Das
materielle Leben ist zu Ende, es be-
ginnt ein neues Leben in anderer
Form. Die körperlich lebenden Mada-
gassen fühlen sich ständig mit ihren
verstorbenen Ahnen in Verbindung,
sie suchen ihren Rat und achten dar-
auf, den Geist der Ahnen nicht zu ver-
ärgern oder zu provozieren.
Famadihana
Das wichtigste religiöse Ereignis ne-
ben dem Begräbnis der Toten ist die
„Umwendung der Toten“, bei den
Merina und Betsileo Famadihana, bei
den Sakalava Fitampoha („ewige Res-
te“) genannt. Im Abstand von mehre-
ren Jahren werden die vom Körper ei-
nes Verstorbenen übrig gebliebenen
Knochen oder auch nur der Staub aus
dem Familiengrab genommen, in fri-
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