Travel Reference
In-Depth Information
sogar aus der gemeinsamen Großfa-
milie. Die zukünftigen Partner leben
schon vor der Hochzeit einige Monate
„zur Probe“ zusammen. Um die Brü-
der der Braut zu beruhigen und sie da-
vor zurückzuhalten, die „Schändung“
der Schwester zu rächen, macht ihnen
der Bräutigam ein Geschenk (alafady).
Nach ein paar Monaten des Zusam-
menlebens geht der Mann, begleitet
von Freunden, zu den Eltern seiner
„Verlobten“. Bevor er das Haus betritt,
lässt er ihnen bereits ein kleines Prä-
sent (vohavaravarana) bringen, sodass
ihm erlaubt wird, das Haus zu betre-
ten. Anschließend überreicht er den
Brauteltern ein weiteres Geschenk,
worauf ihm gestattet wird, über die
Tochter des Hauses zu sprechen. Erst
nach seiner Bitte, die Tochter des Hau-
ses zur Frau nehmen zu dürfen, über-
reicht er ein Brautgeschenk (tandra),
meist einen Zebu-Ochsen, und dann
darf er hoffen, den Segen der Schwie-
gereltern zu erhalten.
Eine Untergruppierung der Betsileo
dürfte der im Regenwald lebende
Stamm der Zafimaniry sein. Es gibt
aber auch die Meinung, es handele
sich um eine eigene Gruppe, die aus
einer Splittergruppe der Tanala (Ari-
vonala) und der Zuwanderung von
Betsileo aus dem Hochland vor langer
Zeit entstanden sei. Der Name des
Stammes könnte diese These stützen,
bedeutet er doch: „Die beeindruckt
sind, große Mengen Reis zu sehen“.
Die Tanala kannten keinen Reis, sie
waren Nomaden, die von Pflanzen
und Tieren des Waldes und von Ma-
niok, Kassava und Bananen, die sie auf
kleinen Feldern nahe ihrer Hütten an-
bauten, lebten, während die Betsileo
sesshaft waren und sich ausschließlich
von Reis ernährten, den sie auf terras-
sierten und bewässerten Feldern an-
Beschneidung
bei den Betsileo
Wunden der Kinder gereinigt werden. Spä-
ter folgt ihnen eine zweite Gruppe und ver-
sucht, der ersten in einem symbolischen
Kampf das Wasser zu entreißen. Sieger
bleibt stets diejenige Gruppe, die für die
Durchführung der Beschneidung vorgese-
hen war. Sie kehrt nun zurück zum Ver-
sammlungshaus, umrundet es sieben Mal,
tritt ein und führt die Beschneidung durch.
Nach diesem Akt gelten die Kinder als voll-
wertige Mitglieder der Gemeinschaft, die
das Recht haben, nach dem Tode im Fami-
liengrab bestattet zu werden. Mädchen er-
halten dieses Recht an dem Tag, an dem sie
zum ersten Mal aufrecht auf zwei Beinen
gehen oder das erste Wort sprechen kön-
nen. Vorher hat sich das Kind nicht wesent-
lich von einem Tier unterschieden.
Regelmäßig im Juli oder August findet in
den Dörfern der Betsileo entlang der nörd-
lichen Ostküste ein großes Beschneidungs-
fest statt. In einem besonders gesäuberten
und hergerichteten Haus versammeln sich
aus den umliegenden Dörfern alle Familien
mit ihren noch nicht beschnittenen Söh-
nen. Um dem Schmerz der Operation vor-
zubeugen, erhalten die Kinder am Vor-
abend des Eingriffs einen Kräutertee, der
schmerzstillend wirkt. Am frühen Morgen
des Beschneidungstages geht eine Gruppe
junger Männer zur Wasserstelle und füllt
Gefäße mit sauberem Wasser, mit dem die
Search WWH ::




Custom Search