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beide Parteien zu einem Dialog aufzu-
fordern, um eine friedliche Lösung zu
erzielen. Rajoelina sammelte eifrig
Unterschriften, um Ravalomanana als
Oberbefehlshaber des Militärs und
Verantwortlichen der Bluttat vor Ge-
richt zu stellen. Er forderte eine Über-
gangsregierung mit Neuwahlen, das
Staatsoberhaupt lehnte dies jedoch
zunächst kategorisch ab. Beide Partei-
en riefen in dieser Phase zu teilweise
parallelen Kundgebungen mit mehre-
ren Zehntausend Teilnehmern auf.
Als schließlich die Militärkaserne
Capsat, in der die meisten Waffen la-
gern, meutert und sich auf die Seite
von Andry Rajoelina stellt, muss Rava-
lomanana trotz des Angebotes, ein Re-
ferendum durchzuführen, ins Exil nach
Swasiland bzw. Südafrika flüchten, von
wo er den Widerstand gegen den am
21. März eingeführten Übergangs-
Präsidenten Rajoelina leitet, der eine
„Vierte Republik“ ankündigt und so-
fort verfassungswidrig Senat und Na-
tionalversammlung auflöst.
monstranten erschießt, Verhaftungen
von Politikern und der Schließung op-
positioneller Rundfunk- und Fernseh-
stationen versucht Rajoelina, ähnlich
wie sein Vorgänger, die Demonstratio-
nen zu unterdrücken. Wirtschaft und
Tourismus liegen am Boden, die Ar-
beitslosenzahl steigt rapide. Rajoelina
versucht, das Firmenimperium seines
Vorgängers wegen angeblicher Steu-
erschulden zu zerschlagen, was Kund-
gebungen seiner Gegner in Antsirabe,
dem Hauptsitz der Tiko-Gruppe, zur
Folge hat. Massenweise Speiseöl, Reis-
importe und Mehl von Ravalomananas
Depots werden einfach konfisziert
und billig verkauft, um die Bevölke-
rung bei Laune zu halten. Anfang Juni
schließlich wird Ravalomanana in Ab-
wesenheit in einem „politischen Pro-
zess“ wegen Unregelmäßigkeiten bei
der Finanzierung seines Dienstflug-
zeuges zu vier Jahren Haft und einer
Geldstrafe von 70 Millionen US-Dollar
verurteilt, um seine Rückkehr weiter zu
erschweren.
Im August einigen sich Rajoelina
und Ravalomanana sowie die früheren
Staatschefs Zafy und Ratsiraka auf ei-
nen Übergangsvertrag, der für spä-
testens November 2010 freie Präsi-
dentschafts- und Parlamentswahlen
unter internationaler Beobachtung
vorsieht. Die Übergangsregierung soll
aus einem Präsidenten, einem Stellver-
treter sowie einem Ministerpräsiden-
ten mit drei Stellvertretern und 28 Mi-
nistern bestehen. Zudem soll es zwei
Parlamente, ein Oberhaus mit 65 Ab-
geordneten und ein Unterhaus mit
258 Mitgliedern, geben. Alle vier poli-
Die Übergangs-
regierung Rajoelina
Der neue starke Mann wird im Aus-
land nach diesem verdeckten Zeitlu-
pen-Putsch wegen des verfassungs-
widrigen Machtwechsels nicht aner-
kannt und ignoriert. Zudem sieht er
sich seit der ersten Stunde seiner
Amtsübernahme der Kritik Tausender
Demonstranten ausgesetzt, die nahe-
zu täglich gegen ihn auf die Straße ge-
hen. Mit brutaler Waffengewalt des
Militärs, das etliche unbeteiligte De-
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