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ein aus Militärs bestehender „Revolu-
tionsrat“ als Regierung ein. Der Fregat-
tenkapitän Didier Ratsiraka wurde
zum Staatschef ernannt und eine
neue, sozialistische Verfassung zur
Grundlage der sogenannten „Zweiten
Republik“ gemacht, die sich nun „De-
mokratische Republik Madagaskar“
nannte.
durch die Aufhebung der Pressezen-
sur, durch Einladung des Papstes zu ei-
nem Kurzbesuch und durch wirt-
schaftliche Reformen ein günstiges Kli-
ma für sich und seine Partei geschaf-
fen, was letztlich auch den Wahlsieg
seiner Partei mit dem Namen „Arema“
begründete. Bemerkenswert ist, dass
dieser Sieg nicht - wie sonst in Afrika
oder sozialistischen Ländern zur da-
maligen Zeit üblich - mit einer über-
wältigenden Mehrheit von mindestens
95% errungen wurde; Präsident Ratsi-
raka musste sich mit „nur“ 65% der
Stimmen zufrieden geben und konnte
ein paar Jahre weiterregieren.
Politik der
Revolutionsregierung
Wichtigstes innenpolitisches Ziel der
Regierung war es, einen „madagas-
sischen Sozialismus“ voranzutreiben
und Verwaltung und Universitäten zu
dezentralisieren. So wurden in den
Küstenstädten Toliara (Tuléar), Antsi-
ranana (Diego-Suarez) und Toamasina
(Tamatave) Universitäten eingerichtet.
Die Gesetzgebung wurde entkolonia-
lisiert und madagassischen Traditionen
angepasst. In den Dörfern wurden tra-
ditionelle Bräuche stärker als bisher
von staatlichen Gesetzen berücksich-
tigt. Madagaskar wollte von den Groß-
mächten unabhängig bleiben und un-
terhielt gute Beziehungen zur ehemali-
gen Kolonialmacht Frankreich ebenso
wie zur Sowjetunion, zu China, Nord-
korea und zur Europäischen Gemein-
schaft. Wirtschaftlicher Niedergang,
Pressezensur, Korruption und Vettern-
wirtschaft schürten aber bald Unzu-
friedenheit.
Im Jahr 1989 fanden neben Präsi-
dentschaftswahlen auch Wahlen zum
Revolutionsrat, zum Parlament und zu
Gemeindeversammlungen statt. Kurz
vor den Wahlen hatte Didier Ratsiraka
Entstehung einer
„Dritten Republik“
Im Lauf des Frühjahrs 1991 wurde die
bis dahin im Untergrund arbeitende
Opposition immer aktiver. Die ver-
schiedenen Gruppen schlossen sich
zu einer gemeinsamen Front gegen
die Regierung zusammen. Ende Mai
riefen diese sogenannten Forces Vi-
ves einen politisch motivierten Ge-
neralstreik mit dem Ziel aus, die Re-
gierung zum Rücktritt zu zwingen. Die
Resonanz war groß, und weite Teile
der Verwaltung und des Handels be-
folgten den Streikaufruf, doch die Re-
gierung ließ sich auch nach mehreren
Monaten fast kompletten Stillstandes
in Wirtschaft und Verwaltung nicht
zum Rücktritt bewegen. Es war der
Leibgarde des Präsidenten vorbehal-
ten, unter den Augen der Weltöffent-
lichkeit im August 1991 ein völlig un-
begreifliches Blutbad anzurichten, das
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