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macht
England
überlassen, das auch
die damals zu Mauritius zählenden
Seychellen besetzte. Frankreich hielt
sich schadlos, indem es seine damals
schon florierende Kolonie La Réunion
ausbaute und die Komoren und später
auch Madagaskar unterwarf.
Hand Gottes. Die Chance, die aufer-
legten Prüfungen zu überleben, war
gering.
Jean Laborde
Der Schiffbruch eines Franzosen,
Jean
Laborde,
leitete eine
europafreundli-
chere Zwischenperiode
ein. Mit fran-
zösischem Charme gelang es ihm, das
Vertrauen der Königin zu gewinnen,
sodass es ihm gestattet wurde, in Man-
tasoa mit finanzieller Unterstützung
der Königin und Tausenden von Fron-
arbeitern ein Industriezentrum mit
Hochofen und Gießerei, eine Seifen-
siederei, eine Gerberei und eine Por-
zellanfabrik zu errichten. Die Königin
war beeindruckt von den dort produ-
zierten modernen Industriegütern und
nahm zunächst Abstand von weiteren
Europäerverfolgungen. Als aber Frank-
reich und England einen gemeinsa-
men Feldzug in Madagaskar beschlos-
sen, um die vertriebenen und gede-
mütigten Landsleute zu rächen, ent-
schloss sich die Königin, der Aufbauar-
beit des
Jean Laborde
ein Ende zu set-
zen. Den Erfolg des englisch-französi-
schen Feldzuges konnte sie aber nicht
verhindern; die Königin musste dem
neuen, von den europäischen Mäch-
ten gestützten König
Radama II.
wei-
chen. Er ließ - wie nicht anders zu er-
warten - die Freundschaft mit Frank-
reich wieder aufleben. Das Volk hing
jedoch weiter der Königin an und tat
sich zu einem Mordkomplott gegen
Radama II.
zusammen. Nach seinem
gewaltsamen Tod gelangten die Regie-
rungsgeschäfte in die Hände des Pre-
Erster französischer
Einfluss im Westen
Nach vielen gescheiterten Kolonisie-
rungsversuchen vor allem im Süden
(Fort Dauphin) und Osten (Tamatave)
gelang es Frankreich erst
1841
durch
ein Freundschaftsbündnis mit den Sa-
kalava im Nordwesten Madagaskars
Fuß zu fassen. Damit machten sie sich
allerdings
Königin Ranavalona
zur
Feindin. Die Herrscherin des Merina-
Reiches erhob den Anspruch, Herrin
über ganz Madagaskar zu sein und
duldete keine Sonderabsprachen ihrer
vermeintlichen Untertanen mit auslän-
dischen Mächten. 1845 stellte sie als
Konsequenz die im Land lebenden Eu-
ropäer ihren madagassischen Unterta-
nen gleich. Das bedeutete, dass auch
Europäer zu Fronarbeiten herangezo-
gen oder als Sklaven verkauft werden
konnten - sie wurden wie jeder Mada-
gasse „Eigentum“ der Herrscherin und
mussten sich auch wie jeder Madagas-
se dem traditionell angewendeten
„Gottesurteil“ unterwerfen, wenn ih-
nen eine Straftat vorgeworfen wurde.
Die Europäer zogen es verständlicher-
weise vor, so schnell wie möglich die
Insel zu verlassen, denn auch bei klei-
nen Vergehen legte man die Klärung
von „Schuld oder Unschuld“ in die