Travel Reference
In-Depth Information
Affengehirne: Ähnlich-
keiten zum Menschen
te sich heraus, dass vier Fünftel aller Lemu-
ren eine ihrer beiden Hände für die Tätig-
keit bevorzugt benutzten. Ein verstärkter
Einsatz der rechten oder der linken Hand
konnte dabei nicht festgestellt werden.
Um die hemisphärenspezifische Verar-
beitung der Kommunikationslaute zu un-
tersuchen, wurden den Tieren Rufe von
Artgenossen vorgespielt, die positive oder
negative emotionale Assoziationen we-
cken. Außerdem hörten sie Rufe verwand-
ter Lemurenarten, Fledermaustöne und
nicht-biologische Geräusche. Die TiHo-
Forscherinnen konnten zeigen, dass männ-
liche Lemuren ihr rechtes Ohr zur Wahr-
nehmung von Kommunikationslauten mit
negativen emotionalen Assoziationen be-
vorzugten, was auf eine Verarbeitung in
der linken Hirnhälfte schließen lässt. Hinge-
gen zeigten die Weibchen keine Vorliebe
für eine Seite. Dies könnte bedeuten, dass
- wie beim Menschen - die Gehirnhälften
der Männchen stärker lateralisiert sind als
die der Weibchen.
Beim Menschen geht der bevorzugte
Einsatz einer Gehirnhälfte für die Sprache
mit einer bestimmten Händigkeit einher:
70 bis 90% aller Menschen sind Rechtshän-
der, in den meisten Fällen verarbeiten diese
Menschen Sprache mit der linken Hirnhälf-
te. Scheumann und Zimmermann konnten
zeigen, dass dieser Zusammenhang bei
den Grauen Mausmakis noch nicht auftritt,
eine Verknüpfung dieser beiden Fähigkei-
ten hat sich erst in der späteren Primatene-
volution entwickelt. „Die Ergebnisse unse-
rer Studien zeigen, dass ursprüngliche Pri-
maten bereits eine individuelle Händigkeit
aufweisen sowie eine geschlechtsspezifi-
sche Orientierungsasymmetrie für emotio-
nal belegte Kommunikationslaute. Wir ver-
muten, dass dies ein erster Schritt in der
Evolution von Händigkeit und hemis-
phärenspezifischer Verarbeitung von Kom-
munikationslauten bei Primaten ist“, sagt
Scheumann.
Das menschliche Großhirn ist in zwei Hälften
unterteilt, die unterschiedliche Funktionen
wahrnehmen. Bei kommunikativen Aufga-
ben zeigen sich jedoch geschlechtsspezifi-
sche Unterschiede. Während Männer über-
wiegend die linke Hirnhälfte benutzen, um
Sprache zu verarbeiten, nutzen Frauen zu-
sätzlich Bereiche der rechten Gehirnhälfte.
Forscherinnen der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover (TiHo) konnten zei-
gen, dass der Grundstein für diese ge-
schlechtsspezifische Verarbeitung schon im
frühen Primatengehirn gelegt wurde. Dr. Ma-
rina Scheumann und Prof. Dr. Elke Zimmer-
mann vom Institut für Zoologie der TiHo be-
richten in dem Online-Fachmagazin „BMC
Biology“ (www.biomedcentral.com), dass
männliche Graue Mausmakis Kommunika-
tionslaute mit der linken Hemisphäre verar-
beiten - eine Eigenschaft, die sie mit Män-
nern teilen -, während die Weibchen keine
Bevorzugung einer Gehirnhälfte zeigten und
vermutlich, wie Frauen, beide Gehirnhälften
zur Verarbeitung von Kommunikationslauten
nutzen. Außerdem konnten sie zeigen, dass
auch schon ursprüngliche Primaten eine in-
dividuelle Händigkeit aufweisen, also Auf-
gaben bevorzugt mit der linken oder der
rechten Hand ausführen. Diese Entdeckun-
gen können helfen, zu verstehen, wie sich die
Spezialisierung der menschlichen Hirnhälften
in der Evolution entwickelt hat.
Für ihre Forschung haben Scheumann und
Zimmermann Verhaltenstests mit Grauen
Mausmakis ( Microcebus murinus ) entwickelt.
Mausmakis verfügen über ein relativ einfa-
ches Gehirn. Daher eignen sie sich, um die
evolutionäre Entstehungsgeschichte unseres
Gehirns zu untersuchen.
Die Händigkeit der Mausmakis wurde un-
tersucht, indem die Tiere versuchten, einen
Mehlwurm durch ein Loch zu greifen. Es stell-
Search WWH ::




Custom Search