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Die madagassische
Antwort auf Urzeit-
Äffchen „Ida“
Diesen Beweis lieferten nun weitere Funde
aus Belobaka im Bereich der Stadt Mahajan-
ga im Nordwesten der Insel. Der „Specimen“
ist deutlich kleiner als die beiden anderen
Vertreter der Primatenfamilie, hatte auch viel
kleinere Zähne und soll um die 35 Kilo-
gramm gewogen haben. Der heutige größte
Lemur Indri bringt es nur auf weniger als
zehn Kilogramm. Die Neuentdeckung wurde
auf den wissenschaftlichen Namen Palaeo-
propithecus kelyos getauft.
Die bisher gefundenen Überreste von Pa-
laeopropithecus waren 2300 bis 1000 Jahre
alt, das Aussterben der Art dürfte mit der Be-
siedlung Madagaskars durch den Menschen
zusammenhängen. Diese erfolgte erst vor
rund 1500 Jahren, und in der Folgezeit sind
mehr als 15 Primatenarten verschwunden.
Die Gründe für das Aussterben lagen ver-
mutlich in der Bejagung und der Lebens-
raumzerstörung, möglicherweise gekoppelt
mit klimatischen Veränderungen. Aufgrund
seiner Größe und Behäbigkeit dürfte Palaeo-
propithecus ein leichtes Ziel der Jäger gewe-
sen sein.
Diese „kleine Sensation“ ist auf die gute,
fast 20 Jahre existierende Zusammenarbeit
zwischen dem Nationalen Zentrum für wis-
senschaftliche Untersuchungen (CNRS) und
der Universität von Mahajanga im Rahmen
der Archäologischen und Paläontologischen
Mission (MAPPM) in dieser Provinz zurück-
zuführen, in der man auch schon etliche Zäh-
ne und Knochen längst ausgestorbener Di-
nosaurier zutage gefördert hat.
Während in Deutschland zeitgleich viel
Rummel um das Fossil des Urzeit-Äffchens
„Ida“ aus der Grube Messel gemacht wur-
de, das den Lemuren Madagaskars ähneln
soll, wurden auf der fernen Tropeninsel na-
hezu unbemerkt von der Öffentlichkeit die
Überreste einer längst ausgestorbenen
Halbaffenart entdeckt.
Laut der Tageszeitung „L'Express“ vom
Mai 2009 handelt es sich um eine dritte Art
der Lemurengattung Palaeopropithecus,
die bis vor rund 500 bis 1000 Jahren in der
Heimat von Pfeffer und Vanille lebte. Diese
ausgestorbene Primatengruppe, von der
bisher lediglich Palaeopropithecus ingens
und P. maximus bekannt waren, lebte in
Bäumen, ernährte sich vorrangig von Blät-
tern und erinnerte in Körperbau und Le-
bensweise an die heutigen Faultiere. Palae-
opropithecus erreichte ein Gewicht von
vermutlich 40 bis 60 Kilogramm und war
damit deutlich größer als alle heutigen ma-
dagassischen Primaten. Die Tiere hatten
sehr lange Arme, die Beine waren deutlich
kürzer. Auch Hände und Füsse waren ver-
längert und hakenförmig gebogen, die
Daumen hingegen rückgebildet. Dieser
Körperbau deutet auf eine langsame Le-
bensweise hin. Erstmals wurde 2002 nach
den Funden von Subfossilien über das
frühere Vorhandensein einer möglichen
dritten Art spekuliert.
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