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rekten Verfolgung haben Feuer und
Zerstörung ihres Lebensraumes die
Arten dahingerafft. Die erste „Todes-
welle“ kam für viele Tiere der Insel mit
der Einwanderung der Menschen,
heute ist eine zweite im Gang.
Aber die drei Arten Bambuslemuren,
die im gleichen Lebensraum vorkom-
men, machen sich trotzdem keine
Konkurrenz: Während der Kleine sich
auf Bambusblätter beschränkt und der
Graue selbst harte Stengel des ver-
holzten Grases zerkaut, nimmt der
Goldene Bambuslemur problemlos
auch Markschichten zu sich, die gifti-
ges Zyanid enthalten, das jeden Men-
schen sofort umbringen würde. Mada-
gaskar birgt viele Überraschungen,
und sicherlich warten noch weitere Ar-
ten von Lemuren auf ihre Entdeckung.
Ein Aye-Aye als Staatsgeschenk
Im Berliner Zoologischen Garten lebt ein
Aye-Aye namens Mario. Der im Sommer
2007 im Alter von 40 Jahren im Nordwesten
Madagaskars verstorbene Berliner Zootier-
pfleger Mario Perschke, der einige Jahre im
Botanisch-Zoologischen Garten Tsimbazaza
in Antananarivo tätig war und etliche Tierer-
haltungsprojekte initiierte, hatte Namensvet-
ter Mario, der am 26. Februar 2001 in Mada-
gaskar geboren wurde, im Jahr 2007 im Rah-
men des Besuches des damaligen Staatsprä-
sidenten Marc Ravalomanana bei Bundesprä-
sident Horst Köhler mitgebracht. Das Tier
wurde damals als offizielles Staatsgeschenk
in Berlin an Köhler übergeben. Perschke hatte
das Fingertier in seiner Heimat von Geburt
an betreut. Horst Köhler hatte bei einem Auf-
enthalt im April 2006 in Madagaskar einen
Roten Vari im Gepäck, der im Park Tsimbaza-
za direkt für Nachwuchs sorgte.
Jede zweite Primatenart
vom Aussterben bedroht
Knapp die Hälfte der bekannten 634 Pri-
matenarten der Welt ist vom Aussterben be-
droht. Dies wurde im August 2008 bei einem
Kongress der Internationalen Primatologi-
schen Gesellschaft in Edinburgh bekannt. Be-
troffen sind vor allem Asien und Afrika. Der
Bericht, seit zwölf Jahren der umfangreichste
über Primatenarten, ist Teil einer umfassen-
den Untersuchung über den Bestand aller
Säugetiere, die im Oktober 2008 auf dem
vierten Artenschutz-Weltkongress der Inter-
nationalen Organisation für Artenschutz
(ICUN) in Barcelona veröffentlicht wurde.
Viele Primatenarten stehen auf der Roten
Liste der ICUN, von den großen Berggorillas
in Zentralafrika bis zu kleinen Lemuren in
Madagaskar. Die größte Gefahr für die
nächsten Verwandten des Menschen ist der
Studie zufolge der Mensch selbst - beson-
ders die Abholzung der Wälder und die Jagd
lassen den Bestand der Tiere immer weiter
schwinden. In Asien sind mehr als 70% aller
Primatenarten als gefährdet, stark gefährdet
oder als vom Aussterben bedroht eingestuft.
In dem Bericht finden auch die seit 2000
neu entdeckten Primatenarten Erwähnung.
Insgesamt wurden demnach seither 53 ver-
schiedene Arten entdeckt, 40 davon allein
auf der Tropeninsel Madagaskar.
Überraschend war die Entdeckung ei-
ner neuen Lemurenart im Jahr 1986.
Dem deutschen Zoologen Bernhard
Meier von der Ruhr-Universität Bo-
chum gelang der sensationelle Fund.
Zu seiner eigenen Überraschung stell-
te er fest, dass die von ihm im Ran-
omafana-Reservat untersuchten Bam-
buslemuren einer der Wissenschaft
bislang nicht bekannten Art angehör-
ten. Wegen ihrer goldfarbenen Fellpar-
tien nannte er die neu entdeckte Art
Goldener Bambuslemur. Wie seine
Verwandten - und die berühmten
Pandas Chinas - ist dieser Halbaffe auf
Bambus als Nahrung spezialisiert.
 
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