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Im Jahr 2000 revolutionierten For-
scher der Universität Antananarivo,
des Field Museum of Chicago, der
Universität Hamburg und des Deut-
schen Primatenzentrums Göttingen
die Kenntnisse über Mausmakis in Ma-
dagaskar. Sie stellten zunächst fest,
dass die bisher bekannten zwei Arten
in Wirklichkeit vier verschiedenen Ar-
ten zuzuordnen sind. Außerdem ent-
deckten sie drei vollkommen neue
Arten. Mausmakis sieht man selten,
denn sie sind nachtaktiv und verste-
cken sich in kleinen Höhlen und in
Astgabeln. Es überrascht daher umso
mehr, dass sie zu den häufigsten Arten
überhaupt gehören. Im Schnitt gibt es
in Madagaskar 400 Exemplare pro
Quadratkilometer! Die drei im Westen
des Landes entdeckten neuen Arten
heißen Microcebus tavaratra, Micro-
cebus berthae (nach der madagassi-
schen Forscherin Berthe Rakosamim-
anana benannt und bisher nur in Kirin-
dy zwischen Belo sur Tsiribihina und
Morondava gefunden) und Microce-
bus sambiranensis (siehe auch www.
fieldmuseum.org/Museum_info/press
/press_goodman_lem.htm).
Eine weitere Mausmaki-Art wurde
2008 von einer Arbeitsgruppe um die
Privatdozentin Dr. Ute Radespiel aus
dem Institut für Zoologie der Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover
(TiHo) gemeinsam mit madagassi-
schen Wissenschaftlern und Studie-
renden der Groupe d'Étude et de Re-
cherche sur les Primates de Madagas-
car (GERP) entdeckt. Die kleine nacht-
aktive Mausmaki-Art wurde auf den
Namen Microcebus macarthurii, Mac-
Arthur's Mausmaki, getauft. Die Tie-
re leben im Osten Madagaskars in den
dichten immergrünen Bergregenwäl-
dern der Makira-Region. Sie wurden
von den madagassischen Forschern
bei einer Bestandserhebung der Le-
murenfauna entdeckt. Da das Projekt
durch die MacArthur Foundation aus
den USA gefördert wird, wurde die
neue Art nach dieser Stiftung benannt.
Bislang wurde diese weitgehend un-
bekannte Art nur in der Makira-Regi-
on gesehen. Die Wissenschaftler ver-
muten, dass das Verbreitungsgebiet
der Tier sehr klein ist, da mehrere Flüs-
se und eine Gebirgskette die Region
durchschneiden - diese Barrieren
könnten die Ausbreitung limitieren.
Die neue Art unterscheidet sich so-
wohl genetisch als auch in ihren Kör-
permaßen von der bisher in dieser Re-
gion vermuteten Schwesterart, dem
Mittermeier's Mausmaki. Die Maki-
ra-Region ist hinsichtlich ihrer Lemu-
renfauna nach diesen neuen Erkennt-
nissen als eine der artenreichsten Ge-
genden Madagaskars einzustufen. Pri-
vatdozentin Radespiel sagt: „Leider
gibt es hier, wie in vielen anderen Re-
gionen Madagaskars auch, eine gravie-
rende Bedrohung der verbliebenen
Naturräume durch menschliche Eingrif-
fe wie Entwaldung, Brandrodung, Jagd
und den Abbau von Bodenschätzen.
Es sind dringend Naturschutzaktivitä-
ten geboten, um diesen Tieren langfri-
stig ein Überleben zu ermöglichen.“
Weitere Informationen: Dr. Ute Radespiel,
Institut für Zoologie Hannover, Tel. 0511 953
84 30, ute.radespiel@tiho-hannover.de.
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