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Stallungsgebäude, die Royal Mews, riss
man großflächig nieder. Im Jahre 1842
hob man unter der begeisterten Anteil-
nahme der Bevölkerung die Nelson-Sta-
tue auf die 56 m hohe Säule. In Napo-
leon-Pose hält der Admiral seither Aus-
schau nach feindlichen Schiffen. Am So-
ckel dokumentieren vier Reliefs, die man
aus dem Metall erbeuteter französischer
Kanonen herstellte, die bekanntesten
Seeschlachten Nelsons. Die vier gewalti-
gen Bronzelöwen, die wie Schoßkätzchen
dem Admiral zu Füßen liegen, gestaltete
1867 der Hof- und Tiermaler Sir Edwin
Landseer und die Brunnen schließlich
schuf 1939 der Architekt Edwin Lutyans.
(Die Löwen werden übrigens manchmal
auch als „The Postman's Friends“ be-
zeichnet; in regelmäßigen Abständen be-
kommt die Londoner Post Briefe mit der
Adresse „Lord Nelson, Trafalgar Square“
zugeschickt. Mit der folgenden Aufschrift
gehen diese Briefe an den Absender zu-
rück: „Unable to deliver; four large lions
guarding!“ - Nicht zustellbar, da von vier
großen Löwen bewacht!)
An drei Ecken des Platzes erinnern die
Statuen von Georg IV., Admiral Napier
und General Havelock an die einstige na-
tionale Glorie des Empire.
Sehr verstörend und bestürzend wirkte
auf den Betrachter beim ersten Blick die
von September 2005 bis März 2007 auf
dem vierten Sockel befindliche Skulp-
tur „Alison Lapper Pregnant“ des eng-
lischen Künstlers Marc Quinn. Darge-
stellt ist eine 3,55 m hohe, aus weißem
Carrara-Marmor gearbeitete, sitzende,
nackte, schwangere Frau ohne Arme
und mit missgebildeten Beinen. Hier
wird die Malerin Alison Lapper, die 1965
behindert zur Welt kam, gezeigt, wie
sie 1999/2000 mit ihrem Sohn Parys
schwanger war. Das Kunstwerk spalte-
te die britische Öffentlichkeit, aber letzt-
endlich muss man konstatieren, dass
die Darstellung von Sexualität und Mut-
terschaft eines schwerbehinderten Kör-
pers neben den heroisierenden männli-
chen Helden des Platzes ihren angemes-
senen Ort gefunden hat.
Der Sockel, der seit mehr als einein-
halb Jahrhunderten unbenutzt war, wird
seit einer Entscheidung von 1998 nun
regelmäßig Ausstellungsort von Arbei-
ten junger nationaler und internationa-
ler Künstler sein. Im September 2007
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