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seinen Peepshows, Pornokinos, Strip-
lokalen und der Straßenprostitution.
Soho treffend zu charakterisieren, ist
nicht ganz einfach; zu unterschiedlich
und facettenreich präsentiert sich dieser
berühmteste Stadtteil Londons. Es gibt
Bestrebungen, aus Soho ein klinisch rei-
nes und damit steriles „Yuppieviertel“ zu
machen, die Anwohner, die in der Soho
Society organisiert sind, wehren sich
aber vehement gegen solche Pläne. Von
Bedeutung sind in diesem Viertel die vie-
len Restaurants, die Theater, die Pubs
und die Medienbranche. Vor allem vor
und nach den abendlichen Theaterauf-
führungen sind in den Straßen des Quar-
tiers ganz unterschiedliche Leute unter-
wegs und bevölkern die vielen Kneipen
und Gaststätten: Punks, Touristen, Ob-
dachlose, gut betuchte Theatergäste,
Yuppies, Angestellte, die nach Überstun-
den nur noch nach Hause wollen, freibe-
rufliche Toningenieure, Cutter und Kame-
ramänner auf der Suche nach Kontakten
in den speziellen Pubs, in denen Studio-
manager verkehren, und, und, und. Rund
3000 Einwohner soll Soho zählen, we-
sentlich mehr Menschen arbeiten aber
hier und wer nicht im Gaststättengewer-
be tätig ist, der hat seinen Job in der Me-
dienbranche. Soho ist das Zentrum der
Unterhaltungsindustrie: Musikverlage,
Künstleragenturen, Film-, Foto- und Ton-
studios, Werbefirmen und Instrumenten-
bauer haben vor allem rund um Soho
Square und entlang der Wardour Street
ihre Niederlassungen.
Im Westen von Soho verläuft paral-
lel zur Regent Street die vor allem Ende
der 1960er-, Anfang der 1970er-Jah-
re beliebte Carnaby Street. Wer möch-
te, kann sich auch heute noch im ehe-
maligen Herzen von Swinging London in
den vielen Boutiquen und Jeansläden zu
überhöhten Preisen neu einkleiden. Am
Soho Square, im Norden des Viertels nur
wenige Minuten Fußweg vom Oxford Cir-
cus entfernt, steht inmitten der Rasen-
fläche eine kleine Statue von Karl II. -
in früheren Tagen hieß der Platz King's
Square. Bei sommerlich gutem Wetter
verbringen die Angestellten der Medien-
branche ihre Mittagspause auf dem ge-
mütlichen Platz und beißen herzhaft in
die Sandwiches. Dass es sich hier gut
ausruhen lässt, zeigt auch eine überle-
bensgroße Skulptur eines auf dem Rü-
cken liegenden Mannes. Der Square ist
außerdem ein Treffpunkt der vielen Fahr-
rad- und Motorradboten, die sich hier von
ihrer anstrengenden Strampeltour durch
die Metropole ausruhen, wichtige Doku-
mente an einen anderen Boten weiterge-
ben oder auf neue Aufträge warten, die
per Funk durchgegeben werden. Vom
Soho Square verlaufen drei wichtige Stra-
ßen: Greek Street, Frith Street und Dean
Street. Heutzutage reiht sich hier ein Re-
staurant an das andere und fast alle Kü-
chen der Welt sind vertreten: Es gibt fran-
zösische, ungarische, thailändische, viet-
namesische, indonesische, italienische,
deutsche, spanische, türkische, griechi-
sche und chinesische Spezialitäten in al-
len Variationsbreiten.
1764 wohnte Casanova in der Greek
Street und versuchte, englische Ladies
in sein Bett zu ziehen. Während der glei-
chen Zeit - und dies war für die damali-
gen Tage wesentlich wichtiger - gründete
Samuel Johnson ebenfalls in der Greek
Street einen Diskutierklub im Turk's
Head Pub (leider nicht mehr vorhanden).
Dr. Johnson, dessen Name uns noch
mehrfach begegnen wird, war ein begeis-
terter Kneipengänger („... nothing has yet
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