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Stadtteil preiswerten Wohnraum bieten
sollen. Insgesamt werden laut den Pla-
nern sogar rund 9000 neue Wohnungen
entstehen.
Parallel zum Bau der Anlagen werden
für die geschätzten 8 Mio. Besucher neue
Verkehrsanbindungen vom zentralen In-
nenstadtbereich gen Osten gelegt und
die schon bestehenden Linien moder-
nisiert. Der Olympiapark wird dann mit
der Tube (der Londoner U-Bahn), meh-
reren Vororteisenbahnlinien und der be-
reits existierenden Dockland Light Rail-
way (DLT) erreichbar sein. Zusätzlich ent-
steht der neue Bahnhof Stratford Inter-
national, den der von Paris und Brüssel
kommende Eurostar und alle 14 Sekun-
den auch ein permanent verkehrender
Shuttlezug von der St. Pancras Station
mit dem schönen Titel „Olympic Javelin“
(„Olympischer Speer“) anfahren wird.
Der gesamte Olympiapark soll nach
der Großveranstaltung in ein urbanes
Zentrum umgewandelt werden, das sich
Dank seiner guten Verkehrsanbindung
an die City Londons zu einem ökonomi-
schen und sozialen Vorzeigegebiet ent-
wickeln soll.
Wie bei solchen Großprojekten üb-
lich, mutieren auch vergleichsweise klei-
ne Überlegungsansätze plötzlich zu un-
geahnter Größe: Um den Besucherstrom
in geordneten Bahnen zu halten, ka-
men die Verantwortlichen der Londoner
ODA (Olympic Delivery Authority) auf die
Idee, das landesweit niemand mit dem
Auto anreisen dürfe. „Wir haben ein sehr
aggressives Programm, um die grüns-
ten Spiele aller Zeiten zu schaffen“, ließ
Hugh Summer, Chef der ODA, verlauten.
Parkplätze nahe dem Olympiapark wer-
den nicht gebaut und auch die Planun-
gen über riesige Standflächen mit einem
Park-and-ride-System an Autobahnab-
fahrten sind erst einmal vom Tisch. Je-
der Besucher soll stattdessen mit seiner
Eintrittskarte, die auch für Fahrten mit
dem öffentlichen Nahverkehr gilt, einen
genauen Anreiseplan bekommen und
am Tag der Veranstaltung per SMS über
die aktuelle Verkehrssituation informiert
werden oder bei Überlastung des öffent-
lichen Nahverkehrs Ausweichempfehlun-
gen erhalten. Experten bezweifeln aller-
dings, ob die seit Jahrzehnten marode
Tube, die schon zu normalen Zeiten re-
gelmäßig überlastet ist, pro Tag mehre-
re Hunderttausend zusätzliche Fahrgäs-
te verkraften kann. Verspätete Züge und
Totalausfälle ganzer Linien sind keine
Seltenheit, sondern der Alltag der Londo-
ner. Zwar soll auch die Tube modernisiert
werden, Kritiker prophezeien jedoch gi-
gantisches Olympia-Chaos.
Auch für die geschätzten 7 Mio. Londo-
ner, die nicht zu den Spielen wollen, ha-
ben die stadtweiten Verkehrsplanungen
gravierende Folgen, denn die Verantwort-
lichen der ODA haben sich noch etwas
Radikales einfallen lassen: In der Innen-
stadt werden sogenannte „Zil-Routen“
eingerichtet, Fahrspuren auf denen nur
Sportler, Funktionäre und Medienvertre-
ter fahren dürfen - sonst niemand! Der
Namen „Zil“ geht auf die einstigen Mos-
kauer Staatslimousinen zurück, für die
stets eine Expressspur freigehalten wer-
den musste. Stalin lässt grüßen!
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