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wurde eine Flussüberspannung nach der
nächsten fertiggestellt, flussabwärts die
Blackfriars, Southwark, Waterloo und To-
wer Bridge, flussaufwärts Lambeth, Vaux-
hall, Chelsea und Albert Bridge.
Durch das rapide Anwachsen der
Metropole im 19. Jahrhundert entwickel-
te sich aus dem einst sauberen, fisch-
reichen Fluss eine stinkende Jauche-
grube. Ausnahmslos alle Abwässer, so-
wohl von der Industrie als auch von Pri-
vathaushalten, flossen ungeklärt in die
Themse, gleichzeitig diente die faulige
Brühe - nach entsprechender Aufberei-
tung versteht sich - der Trinkwasserver-
sorgung der Stadt. 1850 brach eine Cho-
leraepidemie aus, die über 20.000 Men-
schen das Leben kostete. Vier Jahre spä-
ter wies man nach, dass die horrende
Wasserverschmutzung für die Ausbrei-
tung der Seuche verantwortlich gewesen
war. Im Jahre 1858, die Parlamentsge-
bäude entlang der Uferfront waren ge-
rade bezogen, spürten auch die ehren-
werten Abgeordneten am eigenen Riech-
organ, wie es um den Fluss stand. Pre-
mierminister Disraeli soll jedes Mal ein
parfümiertes Taschentuch vor Mund und
Nase gehabt haben, wenn er in den Sit-
zungssaal eilte.
„The Great Stink“, wie die Plage von
der satirischen Zeitschrift Punch genannt
wurde, führte zu einer herausragenden
städteplanerischen Ingenieursleistung
der Viktorianischen Ära. Die Uferbefes-
tigungen der Themse - Embankment
genannt - wurden nach neuesten bau-
lichen und hygienischen Standards an-
gelegt. Über 150 km an Abwasserrohren
verlegte man allein auf dem 3 km langen
Victoria Embankment zwischen West-
minster und Blackfriars Bridge. Der lei-
tende Ingenieur, Sir Joseph Bazalgette,
ließ zudem mehrere U-Bahn-Schäch-
te sowie einen Eisenbahntunnel in die
Uferbefestigung graben. 1,1 Mio. Pfund
verschlangen die sechs Jahre andau-
ernden Arbeiten. Auch die Südseite der
Themse gestaltete man neu. Ab 1868
entstand zwischen der Vauxhall und der
Westminster Bridge das Albert Embank-
ment, ebenfalls mit einem gigantischen
Schmutzwasserröhrensystem ausgestat-
tet, 1874 konnte dann auch das Chelsea
Embankment eingeweiht werden.
Der Themsespaziergang beginnt an
der Westminster Bridge und führt ent-
lang des Victoria Embankment. Am bes-
ten, man geht hier während der Abend-
dämmerung spazieren, denn dann spie-
geln sich die Lichterketten, die beleuch-
teten Brückenbogen, die Lampen der
Uferpromenade und die Scheinwerfer
der Schiffe im Wasser. Nach wenigen
Schritten passiert man das erst vor we-
nigen Jahren errichtete Denkmal für die
Gefallenen des Battle of Britain, der Luft-
schlacht um England, die vom Sommer
bis zum Spätherbst 1941 tobte und mit
der Hitler die Insel für eine Invasion in die
Knie zwingen wollte. Daraus wurde dan-
kenswerterweise nichts, die Briten wehr-
ten sich nach Kräften und konnten trotz
ihrer Unterzahl die deutschen Angriffe
abschmettern. An dem großen Monu-
ment zeigen Reliefs den Verlauf der Flie-
gergefechte und am Sockel ist Winston
Churchills berühmter Spruch eingraviert:
„Selten haben so viele so wenigen so viel
zu verdanken gehabt.“ Auch hat man von
Blick von den hochgelegenen Stegen
der Tower Bridge auf die HMS Belfast Î
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