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Endlich gelang es den Arbeitern, eine
Gewerkschaft zu gründen, und im gro-
ßen Dock Strike von 1889 artikulierte die
Transport and General Workers' Union
die Forderungen der Scheuerleute. Das
gesamte Hafengebiet wurde so lange be-
streikt, bis der „Docker's Tanner“ (sechs
Pence statt vier Pence pro Tag) erkämpft
war. Lange hielten die Erfolge der Arbei-
ter indes nicht an. Die vielen kleinen Ge-
werkschaften, die sich in den kommen-
den Jahrzehnten bildeten, konnten sich
auf kein einheitliches Programm verstän-
digen und zersplitterten ihre Kräfte. Der
Hafenbehörde war es damit ein Leichtes,
die Unions gegeneinander auszuspielen.
Erst in den 1940er-Jahren sorgte das so-
genannte „Dock Labour Scheme“ für die
Abschaffung des Tagelöhnerstatus, führ-
te zur Registrierung der Beschäftigten
und garantierte demjenigen einen Min-
destlohn, der sich täglich in den Hafen-
büros zur Arbeit meldete. Bezahlt wurden
nun auch jene Tage, an denen ein Scheu-
ermann mangels Auftragslage keine Ar-
beit erhalten konnte.
Die Nachkriegsjahre brachten einen
langsamen wirtschaftlichen Nieder-
gang mit sich; immer mehr Kais und La-
gerhäuser wurden stillgelegt. Der Londo-
ner Hafen lag zu weit themseaufwärts
und konnte von den Ozeanriesen nicht
mehr angelaufen werden. Zudem ver-
lagerte sich der Schiffsbau in die Billig-
lohnländer und die Reedereien flaggten
ihre Schiffe aus und fuhren unter der Ge-
setzgebungsgewalt Liberias oder Pana-
mas. Mit der Errichtung des Container-
hafens in Tilbury, 26 Meilen flussab-
wärts, kam dann 1972 das endgültige
Aus für die Londoner Docks. Grabesru-
he breitete sich auf dem riesigen Are-
al aus, die Magazine verfielen und die
Hafenbecken verschlammten. Dann -
Ende der 1970er-Jahre - wurde das un-
mittelbar an der Tower Bridge gelegene
St. Katherine's Dock saniert. Die histo-
rischen Fassaden der Lagerhäuser stell-
te man unter Denkmalschutz, Restau-
rants, Geschäfte und Pubs öffneten in
den einstigen Magazinen ihre Pforten. In
dem 1827 eingeweihten Hafenbecken
liegen heute Privatjachten vor Anker.
Die Sanierungsbemühungen, vor al-
lem aber der unmittelbar einsetzende
wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen
in den St. Katherine's Docks, erzeugten
eine plötzliche Aufbruchsstimmung und
hektische Betriebsamkeit. Kapitalstarke
Privatleute und mächtige Firmenkonsorti-
en, Stadtverwaltung und Regierung erin-
nerten sich an das einstige Hafengebiet.
In unmittelbarer Nähe zur City, zur Ban-
ken- und Börsenmeile gelegen, gab es
hier Baugrund in Hülle und Fülle, konn-
te derjenige expandieren, der als Erster
zur Stelle war.
Mit der Gründung der London Dock-
land Development Corporation begann
dann die gezielte Sanierung auf der Isle
of Dogs. Insgesamt sind bis heute meh-
rere Milliarden Pfund verbaut worden, es
entstanden Geschäfts- und Firmenzen-
tren, Industrie- und Bürokomplexe, Ho-
tels, Schulen und Wohnungen. Alles ist
vom Feinsten und entsprechend hoch
sind deswegen die Mieten! Die Zeitungs-
verlage sind von der Fleet Street in die
Docklands gezogen und Hightechbran-
chen produzieren im alten Hafengebiet.
Die Vorhaben in den Docklands waren
wahrhaft gigantisch. Insgesamt schu-
fen die Investoren rund 5,7 Mio. m²
Büroraum.
Beherrschendes Element in den Dock-
lands ist der 244 m hohe Canary Wharf
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