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Ressentiments gegen Ausländer. An ge-
sicherten Tatsachen hatte man bisher le-
diglich festgestellt, dass der Mörder offen-
bar Linkshänder war und über anatomi-
sche sowie chirurgische Kenntnisse verfü-
gen musste.
Die Bevölkerung des Eastend, die sich
ohnehin nicht vom Staat betreut fühlte,
organisierte Streifen, die nachts durch
die Straßen patrouillierten. Auch Privat-
leute machten sich gezielt auf die Suche
nach dem Mörder: Bekannt wurde ein
Direktor der Bank von England, der mit
einer Spitzhacke bewaffnet die Gegend
durchstreifte. Die Polizei setzte Beamte in
Frauenkleidern ein, die als Prostituierte
getarnt waren - doch auch diese Aktion
war nicht von Erfolg gekrönt.
Während die Mordserie weiter anhielt,
kamen die polizeilichen Ermittlungen kei-
nen Schritt weiter. Die Öffentlichkeit war
mittlerweile hysterisch geworden und die
Presse forcierte ihre Angriffe gegen die Po-
lizei und die zuständigen Politiker. Beson-
ders unter Beschuss kam Sir Charles War-
ren, Chef der Metropolitan Police. War-
ren, ein ehemaliger General der Britischen
Armee in Ägypten, war nach seinem Aus-
scheiden aus dem aktiven Dienst auf den
lukrativen Posten des Polizeipräsidenten
„gehievt“ worden. Kriminalistische Erfah-
rung hatte er keine, in dieser Hinsicht galt
er als vollständig inkompetent.
Am 13. Oktober 1888 ging in einer Zei-
tungsredaktion der Fleet Street ein Beken-
nerschreiben ein, das unterzeichnet war
mit „Jack the Ripper“ - damit hatte der
Mörder ab nun seinen Namen. In dem
Brief hieß es unter anderem: „The next job
I do I shall clip the lady's ears off and send
them to the police, just for jolly, wouldn't
you? Keep this letter back until I do a bit
more work, then give it out straight. My
knife's so nice and sharp, I want to get
back to work right away if I get the chan-
ce. Good luck, Yours truly, Jack the Rip-
per.“ („Das nächste Mal schneide ich nur
so zum Spaß der Dame die Ohren ab und
schicke sie der Polizei, wollt ihr das? Hal-
tet diesen Brief zurück, bis ich ein biss-
chen mehr Arbeit getan habe, dann gebt
ihn direkt raus. Mein Messer ist so schön
und scharf, sowie ich meine Chance sehe,
möchte ich sofort an meine Arbeit ge-
hen.“) Die Panik im Eastend wurde im-
mer größer und 4000 Frauen sandten
eine Petition an Königin Victoria, in der
sie um verstärkte polizeiliche Maßnah-
men baten. Die Queen schrieb daraufhin
an ihren Premierminister:
„This new ghastly murder shows the ab-
solute necessity for some very decided ac-
tion. All three courts must be lit and our
detectives improved. They are not what
they should be.“ („Dieser neue schreckliche
Mord zeigt die absolute Notwendigkeit ent-
schiedener Vorgehensweise. Alle drei Unter-
suchungsbehörden müssen informiert und
unsere Detektive besser geschult werden.
Sie sind nicht das, was sie sein sollten.“)
Mitte Oktober ging bei Mr. George
Lusk, Vorsitzender des Whitechapel Vigi-
lance Comittee, ein Päckchen ein, das ei-
nen Brief sowie Teile einer menschlichen
Niere beinhaltete. Bei der folgenden Un-
tersuchung kam heraus, dass es sich mit
großer Wahrscheinlichkeit um die Niere
von Catherine Eddowes handelte.
Nachdem die Mordserie mit dem Tod von
Mary Kelly ihr Ende gefunden hatte, fahn-
dete die Polizei noch einige Monate lang er-
folglos weiter. Man nahm gegen Ende des
Jahres 1888 an, dass der Mörder nach sei-
ner letzten Tat Selbstmord verübt hatte.
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